Das (queere) Impostor-Syndrom verstehen und überwinden – Tipps für Selbstakzeptanz

Viele Menschen haben Probleme mit starken Selbstzweifeln im Job, dem Impostor-Syndrom. Vor allem im Karrierebereich wird viel darüber gesprochen, aber das Phänomen geht auch darüber hinaus. Dieser Beitrag beschäftigt sich nicht nur mit dem Impostor-Syndrom im Job, sondern gibt einen tieferen Einblick mit besonderem Fokus auf die Ausprägung im queeren Kontext. So kannst du besser verstehen, woher Selbstzweifel stammen und erfährst, was dagegen hilft.

„Ohne sichtbare Allies lässt sich eine kritische Masse schwer bis gar nicht erreichen.“ – Wieso Allyship in Unternehmen so wichtig ist

Allies sind unglaublich wichtig für die Akzeptanz und Inklusion von LGBTIQ+ Personen. Vor allem Allies, die sich stark und aktiv für queere Anliegen einsetzen, sind essentiell für Gleichstellung und Diversität in unserer Gesellschaft und am Arbeitsplatz. Das sieht auch BCG Platinion so und fördert deswegen in besonderem Maße Allyship und Allies in ihrem internen LGBTIQ+-Netzwerk Pride@BCG Platinion. BCG Platinion ist Proudr Supporter und Beratungsunternehmen mit Schwerpunkt auf Konzeption und Umsetzung geschäftskritischer IT-Themen. Für dieses Interview sprachen wir mit drei Mitgliedern der Pride@BCG Platinion – Matthias Burghardt, Head of the Pride Initiative und Margarita Korockina sowie Yannik Kasper, Pride Allies @BCG Platinion! Von ihnen lernen wir mehr darüber, warum aktive Allyship in Unternehmen so wichtig ist und wie sie erfolgreich gefördert werden kann.

Vom Nischen-Event zum Mainstream: Wie die Popularisierung des Pride Month die Arbeitswelt verändert

Vom Nischen-Event zum Mainstream: Wie die Popularisierung des Pride Month die Arbeitswelt verändert

Immer mehr Unternehmen zeigen offen ihre Unterstützung für die LGBTIQ+ Community, vor allem im Pride Month. Aber ist das alles nur Schau, oder steckt auch wirklich was dahinter? Eine neue Studie von Indeed und der Uhlala Group geht dieser Frage nach und untersucht die Situation von LGBTIQ+ Personen am Arbeitsplatz im Hinblick auf Akzeptanz, Diskrimierung und deren Einfluss auf ihren Job und Karriere. Die Ergebnisse zeigen, einiges hat sich bereits verändert, doch es gibt noch viel zu tun.

Der Pride Month hat in den vergangenen Jahren eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Ein Monat, der einst mit Nischenveranstaltungen begann, ist heute zu einem großen Mainstream-Event geworden, das weltweit Aufmerksamkeit und Unterstützung findet. Eine der markantesten Veränderungen in dieser Entwicklung ist die steigende Solidarität von Unternehmen und Organisationen mit der LGBTIQ+ Community.  Im Juni entfaltet sich eine wachsende Anzahl von Unternehmen, die ihre Unterstützung für Vielfalt zum Ausdruck bringen und diverse Initiativen starten. Seit 2021 widmet sich der jährliche PRIDE Index der Frage nach erfolgreichen LGBTIQ+ Diversity Management-Initiativen. Der Index bewertet die Teilnehmenden in vier Kategorien und gibt einen umfassenden Überblick über deren Engagement für Vielfalt und Inklusion. So wird deutlich, wer bereits als Diversity Champion wahre Wertschätzung für die LGBTIQ+ Community erfahrbar macht.

Doch wie wirkt sich diese öffentliche Solidarität auf die Lebensrealität der LGBTIQ+ Beschäftigten aus? 

Dieser Frage ist unser Kooperationspartner Indeed zusammen mit uns, der UHLALA Group, nachgegangen, die Unternehmen und Organisationen im Bereich LGBTIQ+ Diversity Management berät. In einer Befragung unter LGBTIQ+ Beschäftigten wurde untersucht, wie offen sie ihre sexuelle Orientierung und/ oder geschlechtliche Identität am Arbeitsplatz leben können, welche Diskriminierungserfahrungen sie machen und welchen Einfluss dies auf ihre Karriere hat.

Die Ergebnisse zeigen, dass trotz der gestiegenen Solidarität von Unternehmen nur 32 Prozent der Befragten vollständig offen mit ihrer Geschlechtsidentität bzw. sexuellen Orientierung am Arbeitsplatz umgehen. Von den Personen, die offen sind, fühlen sich jedoch 85 Prozent nach dem Outing am Arbeitsplatz unterstützt und akzeptiert. 22 Prozent der Teilnehmenden geben an, dass ihre Geschlechtsidentität bzw. sexuelle Orientierung am Arbeitsplatz kein Thema ist, während neun Prozent diese persönliche Information verheimlichen.

Besonders besorgniserregend sind die Erfahrungen von trans Personen. 15 Prozent aller teilnehmenden trans Frauen und 19 Prozent der teilnehmenden trans Männer halten ihre Geschlechtsidentität geheim. Zudem wurden 88 Prozent der trans Frauen und 90 Prozent der trans Männer aufgrund ihrer Geschlechtsidentität in der Vergangenheit diskriminiert.

Die Umfrage zeigt, dass Personen, die häufig Diskriminierungserfahrungen machen, besonders unter den Auswirkungen am Arbeitsplatz leiden. Die Zahlen sprechen für sich: Von den Befragten, die regelmäßig Diskriminierungserfahrungen erleben, gaben 57 Prozent an, dass der Umgang mit ihrer sexuellen Orientierung bzw. Geschlechtsidentität am Arbeitsplatz eine erhebliche Belastung darstellt. Im Gegensatz dazu sind es bei den Beschäftigten, die noch nie Diskriminierung in ihrem Arbeitsumfeld erfahren haben, lediglich elf Prozent, die ähnliche Belastungen empfinden. Insgesamt haben 22 Prozent der Befragten aufgrund ihrer Geschlechtsidentität bzw. sexuellen Orientierung ihren Job gekündigt, und bei trans Personen ist dieser Anteil sogar noch höher.

Diese Diskriminierungserfahrungen führen dazu, dass LGBTIQ+ Beschäftigte deutlich öfter den Job wechseln als der Durchschnitt. 

Eine wertschätzende Arbeitsumgebung für LGBTIQ+ Mitarbeitende kann die Zufriedenheit und Leistung dieser Beschäftigten steigern. Daher sollten Arbeitgeber:innen genau hinhören, was ihre Beschäftigten brauchen, um eine inklusive und wertschätzende Kultur zu schaffen.

Für junge LGBTIQ+ Beschäftigte ist dies besonders wichtig, da sie sich nicht mehr mit einem diskriminierenden Arbeitsumfeld abfinden wollen. Sie fordern mehr Akzeptanz und Wertschätzung und sind eher bereit, gegen Diskriminierung vorzugehen. Arbeitgeber:innen sollten daher verstärkt darauf achten, dass ihre Arbeitsumgebung inklusiv und wertschätzend ist, um wichtige Talente nicht zu verlieren.

Die Entwicklung des Pride Month hin zu einem Mainstream-Event zeigt, dass die gesellschaftliche Akzeptanz für sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten wächst. Doch es bleibt noch viel zu tun, um Diskriminierung und Benachteiligung am Arbeitsplatz zu überwinden. Nur eine wertschätzende Arbeitsumgebung für LGBTIQ+ Mitarbeitende kann dazu beitragen, dass wirklich alle Mitarbeitenden ihr volles Potenzial entfalten können. Eine wertschätzende Arbeitsumgebung ist mehr als nur eine oberflächliche Unterstützung mit Regenbogenfahnen und Teilnahme an Pride-Veranstaltungen. Sie bedeutet, eine Kultur zu schaffen, in der alle Mitarbeitenden, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität, frei von Vorurteilen und Diskriminierung arbeiten können. Es geht darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der LGBTIQ+ Mitarbeitende sich sicher fühlen, ihre wahre Identität zu zeigen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen haben zu müssen. Denn letztendlich profitieren alle davon, wenn sich Beschäftigte in ihrer Identität akzeptiert und respektiert fühlen.

Hier geht’s zu den vollständigen Ergebnissen der Studie:

Du suchst noch nach einem Job? Auf unserer Jobbörse findest du Jobmöglichkeiten bei Unternehmen und Organisationen, die sich selbst als offene Arbeitgeber:innen vorstellen. 

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© 2023 Uhlala GmbH

Proudr ist ein Projekt der UHLALA Group. Seit 2009 unterstützen, fördern und verbinden wir LGBTIQ+ Menschen in ihren Karrieren und bringen sie mit Unternehmen und Organisationen zusammen, die ihre LGBTIQ+ Mitarbeitenden schätzen.

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Wir müssen über unser Gehalt sprechen: Der Gender Pay Gap und Gay Wage Gap

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Der 7. März 2023 ist der Equal Pay Day. Das bedeutet, dass Frauen bis zu diesem Tag durchschnittlich „umsonst“ gearbeitet haben, aufgrund der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. Die Lohnungleichheit betrifft jedoch nicht nur binäre Geschlechter, sondern auch die LGBTIQ+-Community.

Was ist der Gender Pay Gap?

Im Jahr 2022 verdienten Frauen in Deutschland im Durchschnitt 18 % weniger pro Stunde als Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen werden Frauen in gleichen Berufen und Positionen im Durchschnitt schlechter bezahlt als Männer. Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien wie Männer verdienten im Schnitt 7 % weniger pro Stunde als ihre männlichen Kollegen. Das ist vor allem in „Mischberufen“ der Fall, also in Berufen, in denen Frauen ebenso wie Männer vertreten sind. Diese Ungleichheit ist vor allem in Branchen wie Unternehmensorganisation und -strategie, Rechnungswesen und spezialisierten Verkaufsbereichen wie Bekleidung, Elektronik, Kraftfahrzeugen und Hartwaren stark spürbar.

Die sogenannten „Frauenberufe“

Frauen leisten oft mehr Care-Arbeit als Männer, was auf den Equal Care Day am 1. März aufmerksam macht. Care-Arbeit umfasst alles, was mit professioneller und familiärer Pflege und Betreuung zu Hause, unter Freund:innen, Nachbar:innen und in der Familie zu tun hat, wie z.B. Kindererziehung, Bildung, Alten- und Krankenpflege und mehr. Frauen leisten im Durchschnitt 52,4 % mehr Familien- und Sorgearbeit als Männer. Sozialer Druck und gesellschaftliche Erwartungen, aber auch unzureichende Unterstützung durch den Staat, Arbeitgeber und Familienangehörige führen dazu, dass Frauen oft diese Arbeit verrichten. Diese Arbeit schränkt Menschen ein, sowohl zeitlich als auch durch die dadurch entstehende mentale und körperliche Belastung. Unabhängig davon, ob es sich um die eigene private Care-Arbeit, um Haushaltsarbeit oder um die Pflege von Angehörigen handelt, wird diese Arbeit größtenteils von Frauen verrichtet und gleichzeitig schlecht vergütet. Beispielsweise sind laut einer Erhebung aus dem Jahr 2021 mehr als vier von fünf Pflegekräften Frauen.

Der Pay Gap ist nicht nur ein Frauenproblem

Das Thema der Lohnungleichheit geht jedoch tiefer, denn es betrifft nicht nur Frauen. Zum Beispiel gibt es auch Unterschiede zwischen heterosexuellen und queeren Männern. In Deutschland verdienen homosexuelle und bisexuelle Männer durchschnittlich 2,64€ weniger pro Stunde als heterosexuelle Männer. Frauen, die mit anderen Frauen zusammenleben, sind in ihrem Haushalt doppelt vom Gender Pay Gap betroffen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, in Armut zu leben.

Ein Bericht von McKinsey aus dem Jahr 2021 in den USA zeigt erschreckende Ergebnisse bezüglich der Lohnunterschiede zwischen cis und trans Personen. Trans Personen verdienen in den USA durchschnittlich 32 % weniger im Jahr als ihre cis Kolleg:innen, obwohl sie dieselbe oder sogar höhere Ausbildung haben. Außerdem haben trans Personen grundsätzlich ein doppelt so hohes Risiko, arbeitslos zu sein, wie cis Personen.

Das Problem der Care-Arbeit betrifft auch nicht nur Frauen. Care-Arbeit wird oft nicht nur von Frauen, sondern auch von FLINTA-Personen und queeren endo cis-Männern geleistet.

Lohnungleichheit ist also nicht nur ein reines Frauenproblem. Wie Diskriminierung muss auch der Pay Gap intersektional gedacht werden. Jede Art von Diskriminierung im Job muss bekämpft werden, um wahre Lohnungleichheit zu erreichen.

Wie können wir den Gender Pay Gap schließen?

Es gibt verschiedene Bereiche, in denen wir uns für Lohngleichheit einsetzen können – in unserem eigenen Unternehmen und außerhalb. Insbesondere auch zur Unterstützung von Branchen und Berufen, die grundsätzlich schlecht bezahlt werden. Berufe wie Kranken- oder Altenpflege haben oft aufgrund von Personalmangel nicht einmal die Möglichkeit zu streiken. Hier sind 4 Bereiche, in denen wir Veränderung brauchen:

  • Transparenz: Wenn das eigene Unternehmen keine Gehaltstransparenz bietet, können auch Arbeitnehmer:innen eigenständig für Gehaltstransparenz sorgen. Sprecht mit euren Kolleg:innen über euer Gehalt! So könnt ihr erkennen, ob ihr oder eure Kolleg:innen unfair bezahlt werdet und eine faire Gehaltsstruktur und Bezahlung für alle schaffen.
  • Gleichstellung: Es ist wichtig, Frauen und queere Menschen in höher bezahlten Positionen zu fördern und sicherzustellen, dass sie die gleichen Chancen haben wie ihre männlichen Kollegen. 
  • Elternzeit: Frauen sind oft von Lohnungleichheit betroffen, weil sie aufgrund von Schwangerschaft und Elternzeit aus dem Berufsleben ausscheiden oder in Teilzeit arbeiten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Frauen nach der Rückkehr aus der Elternzeit die gleichen Karrieremöglichkeiten und Gehälter haben wie ihre männlichen Kollegen. 
  • Bildung: Es ist wichtig, junge Menschen über den Gender Pay Gap aufzuklären und ihnen beizubringen, wie sie für die Gleichstellung kämpfen können. Schulen und Universitäten können dazu beitragen, indem sie Workshops und Kurse zu diesem Thema anbieten.

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Proudr ist ein Projekt der UHLALA Group. Seit 2009 unterstützen, fördern und verbinden wir LGBTIQ+ Menschen in ihren Karrieren und bringen sie mit Unternehmen und Organisationen zusammen, die ihre LGBTIQ+ Mitarbeitenden schätzen.

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