Grenzüberschreitungen im Job: Warum wir mehr über Consent am Arbeitsplatz sprechen sollten

Das Wort Consent, im Deutschen so viel wie Zustimmung, ist nun schon seit einiger Zeit fast allen Menschen ein Begriff und auch die queere Community spricht viel darüber. Dabei ist der Kontext, in dem darüber gesprochen wird, oft jedoch sehr begrenzt. Meistens geht es dabei um Sex und um sexuelle Handlungen. Aber Consent ist auch darüber hinaus super wichtig, auch in nicht-sexuellen Kontexten und auch unter Queers – im Alltag und im Job.

Der Feministische Kampftag: Feminismus geht uns alle an!

Seit über 100 Jahren feiern wir den feministischen Kampftag, obwohl er nicht immer so genannt wurde. Dieser Tag hat viele verschiedene Namen, in Deutschland ist er als Weltfrauentag oder Internationaler Frauentag bekannt. Der Kampf um Feminismus und gegen das Patriarchat geht jedoch nicht nur um die Rechte von Frauen, sondern um die Rechte von allen, die unter dem Patriarchat leiden – also auch die LGBTIQ+ Community. Aus diesem Grund bevorzugen intersektionale Feminist:innen heute die Bezeichnung Feministischer Kampftag.

Wir müssen über unser Gehalt sprechen: Der Gender Pay Gap und Gay Wage Gap


Was ist der Gender Pay Gap?

Im Jahr 2022 verdienten Frauen in Deutschland im Durchschnitt 18 % weniger pro Stunde als Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen werden Frauen in gleichen Berufen und Positionen im Durchschnitt schlechter bezahlt als Männer. Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien wie Männer verdienten im Schnitt 7 % weniger pro Stunde als ihre männlichen Kollegen. Das ist vor allem in „Mischberufen“ der Fall, also in Berufen, in denen Frauen ebenso wie Männer vertreten sind. Diese Ungleichheit ist vor allem in Branchen wie Unternehmensorganisation und -strategie, Rechnungswesen und spezialisierten Verkaufsbereichen wie Bekleidung, Elektronik, Kraftfahrzeugen und Hartwaren stark spürbar.

Die sogenannten „Frauenberufe“

Frauen leisten oft mehr Care-Arbeit als Männer, was auf den Equal Care Day am 1. März aufmerksam macht. Care-Arbeit umfasst alles, was mit professioneller und familiärer Pflege und Betreuung zu Hause, unter Freund:innen, Nachbar:innen und in der Familie zu tun hat, wie z.B. Kindererziehung, Bildung, Alten- und Krankenpflege und mehr. Frauen leisten im Durchschnitt 52,4 % mehr Familien- und Sorgearbeit als Männer. Sozialer Druck und gesellschaftliche Erwartungen, aber auch unzureichende Unterstützung durch den Staat, Arbeitgeber und Familienangehörige führen dazu, dass Frauen oft diese Arbeit verrichten. Diese Arbeit schränkt Menschen ein, sowohl zeitlich als auch durch die dadurch entstehende mentale und körperliche Belastung. Unabhängig davon, ob es sich um die eigene private Care-Arbeit, um Haushaltsarbeit oder um die Pflege von Angehörigen handelt, wird diese Arbeit größtenteils von Frauen verrichtet und gleichzeitig schlecht vergütet. Beispielsweise sind laut einer Erhebung aus dem Jahr 2021 mehr als vier von fünf Pflegekräften Frauen.

Der Pay Gap ist nicht nur ein Frauenproblem

Das Thema der Lohnungleichheit geht jedoch tiefer, denn es betrifft nicht nur Frauen. Zum Beispiel gibt es auch Unterschiede zwischen heterosexuellen und queeren Männern. In Deutschland verdienen homosexuelle und bisexuelle Männer durchschnittlich 2,64€ weniger pro Stunde als heterosexuelle Männer. Frauen, die mit anderen Frauen zusammenleben, sind in ihrem Haushalt doppelt vom Gender Pay Gap betroffen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, in Armut zu leben.

Ein Bericht von McKinsey aus dem Jahr 2021 in den USA zeigt erschreckende Ergebnisse bezüglich der Lohnunterschiede zwischen cis und trans Personen. Trans Personen verdienen in den USA durchschnittlich 32 % weniger im Jahr als ihre cis Kolleg:innen, obwohl sie dieselbe oder sogar höhere Ausbildung haben. Außerdem haben trans Personen grundsätzlich ein doppelt so hohes Risiko, arbeitslos zu sein, wie cis Personen.

Das Problem der Care-Arbeit betrifft auch nicht nur Frauen. Care-Arbeit wird oft nicht nur von Frauen, sondern auch von FLINTA-Personen und queeren endo cis-Männern geleistet.

Lohnungleichheit ist also nicht nur ein reines Frauenproblem. Wie Diskriminierung muss auch der Pay Gap intersektional gedacht werden. Jede Art von Diskriminierung im Job muss bekämpft werden, um wahre Lohnungleichheit zu erreichen.

Wie können wir den Gender Pay Gap schließen?

Es gibt verschiedene Bereiche, in denen wir uns für Lohngleichheit einsetzen können – in unserem eigenen Unternehmen und außerhalb. Insbesondere auch zur Unterstützung von Branchen und Berufen, die grundsätzlich schlecht bezahlt werden. Berufe wie Kranken- oder Altenpflege haben oft aufgrund von Personalmangel nicht einmal die Möglichkeit zu streiken. Hier sind 4 Bereiche, in denen wir Veränderung brauchen:

  • Transparenz: Wenn das eigene Unternehmen keine Gehaltstransparenz bietet, können auch Arbeitnehmer:innen eigenständig für Gehaltstransparenz sorgen. Sprecht mit euren Kolleg:innen über euer Gehalt! So könnt ihr erkennen, ob ihr oder eure Kolleg:innen unfair bezahlt werdet und eine faire Gehaltsstruktur und Bezahlung für alle schaffen.
  • Gleichstellung: Es ist wichtig, Frauen und queere Menschen in höher bezahlten Positionen zu fördern und sicherzustellen, dass sie die gleichen Chancen haben wie ihre männlichen Kollegen. 
  • Elternzeit: Frauen sind oft von Lohnungleichheit betroffen, weil sie aufgrund von Schwangerschaft und Elternzeit aus dem Berufsleben ausscheiden oder in Teilzeit arbeiten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Frauen nach der Rückkehr aus der Elternzeit die gleichen Karrieremöglichkeiten und Gehälter haben wie ihre männlichen Kollegen. 
  • Bildung: Es ist wichtig, junge Menschen über den Gender Pay Gap aufzuklären und ihnen beizubringen, wie sie für die Gleichstellung kämpfen können. Schulen und Universitäten können dazu beitragen, indem sie Workshops und Kurse zu diesem Thema anbieten.

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Männlich, weiblich, divers – Die dritte Option aber kein drittes Geschlecht. Warum wir mehr über intergeschliche Personen sprechen sollten


In einer Welt, in der die überwältigende Mehrheit der Menschen und Regierungen nur zwei Geschlechter kennt und akzeptiert, wird die Existenz andersgeschlechtlicher Menschen und ihrer Körper kaum anerkannt. Stattdessen werden gesunde andersgeschlechtliche Körper als ein medizinisches Problem betrachtet, das durch chirurgische, hormonelle, andere medizinische und manchmal auch psychologische Maßnahmen behoben werden muss. Intergeschlechtliche Menschen sehen sich mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert, einschließlich der Verletzung ihrer körperlichen Unversehrtheit als Säuglinge, wenn Ärzte beschließen, sie zu „reparieren“. Seit 2021 ist diese Praxis in Deutschland durch das „Gesetz zum Schutz von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung“ verboten.

Was bedeutet Intergeschlechtlich?

Intersex ist ein Überbegriff, der sich auf Menschen bezieht, die mit Unterschieden in ihren Geschlechtsmerkmalen oder ihrer reproduktiven Anatomie geboren werden. Es

gibt es viele Möglichkeiten, intergeschlechtlich zu sein – tatsächlich gibt es mindestens

40 verschiedene anerkannte spezifische Varianten unter dem intergeschlechtlich-Schirm. Intergeschlechtlichkeit bezieht sich auf Unterschiede in den Genitalien, Hormonen, innere Anatomie oder Chromosomen, die das angenommenen binäre System männlichen/weiblichen Körper überschreiten. Während einige intergeschlechtliche Merkmale bei der Geburt bemerkt werden, erscheinen andere nicht oder werden erst später im Leben entdeckt.

„Divers“ ist kein drittes Geschlecht

Seit 2013 besteht die Möglichkeit, den Geschlechtseintrag in Geburtsurkunden und Personalausweis ganz wegzulassen, sofern das Geschlecht des Kindes nicht eindeutig ist. Jedoch sorgte dies auch innerhalb der inter*-Community zu dem Gefühl, inter* Personen hätten kein Geschlecht. Seit 2018 besteht in Deutschland die Möglichkeit, neben weiblich und männlich, sein Geschlecht rechtlich als divers zu benennen. Zu verdanken haben wir das Vanja, einer Inter* Person, durch dessen Klage am Bundesverfassungsgericht das Gesetz durchgebracht wurde. Mit dem noch nicht verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetz, soll dieser Eintrag sowie die Anpassung des Geschlechtseintrags auch für trans* Personen ermöglicht und erleichtert werden „Mit dem Selbstbestimmungsgesetz will die Bundesregierung das Leben für trans- und intergeschlechtliche Menschen verbessern und geschlechtliche Vielfalt anerkennen.“ (BMFSFJ) 

Doch weder der Eintrag divers noch Intersex bezeichnet ein drittes Geschlecht – auch wenn die Medien dies gerne postulieren. Es ist lediglich eine dritte Option der Eintragung, die es ermöglicht, sich rechtlich nicht dem binären System von männlich/ weiblich einzuordnen, auch wenn sich hier die Ausprägungen der Geschlechtsidentität auf einem weiten Spektrum befinden können. 

Warum steht das I in LGBTIQ+

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum das „I“ in LGBTIQ+ gehört. Auch wenn die LGBTQ+ und inter* Personen unterschiedliche Bedürfnisse und Erfahrungen haben, kämpfen sie gemeinsam für die Rechte von Personen, die nicht in die traditionellen binären Normen und Erwartungen in Bezug auf Geschlecht, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität passen. Ebenso kämpfen sie mit ähnlicher Form die Diskriminierung, die in Homophobie, Sexismus und Transfeindlichkeit wurzelt. 

Sowohl trans* Personen, wie intergeschlechtlich* Personen haben ein gemeinsames Interesse an Autonomie und die Verfügung über ihren eigenen Körper. 

Inter* Personen haben die gleiche Bandbreite an Identitäten wie nicht-intersexuelle Menschen. Viele sind heterosexuell und viele von uns sind es eben nicht. Einige identifizieren sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, andere eben nicht. Einige intersexuelle Menschen, die das ihnen bei der Geburt zugewiesene Geschlecht ablehnen, können sich als transsexuell oder geschlechtsspezifisch identifizieren, während andere sich als Korrektur eines Fehlers sehen, der von Ärzten ohne ihre Zustimmung gemacht wurde, als sie Kinder waren. Intersex wird oft fälschlicherweise mit Gender und nicht-binären Geschlechtsidentitäten in Verbindung gebracht. Jeder kann eine nicht-binäre Geschlechtsidentität haben, ob er nun intersexuell ist oder nicht.

Wie kann ich ein Ally für inter* Personen werden? 

Intersexuelle Menschen verdienen ein Arbeitsumfeld, das sie wirklich einbezieht und ihre Bedürfnisse in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden versteht. Die Arbeitgeber:innen sowie Mitarbeiter:innen sollten anerkennen, dass es bei Intersex um biologische Variationen geht und nicht gleichbedeutend mit schwul, lesbisch, bisexuell oder einer Geschlechtsidentität. Wie sich inter* Personen identifiziert, unterscheidet sich nach Person.

  • Ally fü intergeschlechtliche Menschen zu sein bedeutet, nicht davon auszugehen, dass alle Menschen die gleichen körperlichen Merkmale oder körperlichen Körpererfahrungen, wie eine Menstruation oder die Fähigkeit, schwanger zu werden aufgrund des vermuteten Geschlechts.
  • Handel, wenn du mit Aussagen konfrontiert wirst, die diskriminierend gegenüber inter* Personen sind.
  • Wenn du jemanden triffst, der intergeschlechtlich ist, gibt deinem Gegenüber den Raum, die Informationen zu teilen, die die Person teilen möchte. Fragen nicht nach ihrem Körper oder nach den Eingriffen, die sie durchgemacht hat. Respektiere die Privatsphäre und ihren Weg.
  • Sei ein Ally, indem du die Geschichten und Stimmen von Inter* Personen Geschichten verstärkst.
  • Höre darauf, was intergeschlechtlich Kollege:innen und intergeschlechtliche Menschen zu erzählen und wenn sie Bedürfnisse wie Erfahrungen teilen.
  • Es ist wichtig, direkt von inter* Menschen zu lernen. Aber es ist auch wichtig, sich nicht darauf zu verlassen, dass inter* Personen die ganze Aufklärung für dich übernehmen. Nimm dir. Zeit, um dich selbst weiterzubilden. 

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Überhaupt kein Problem. Wir sind hier, um dir dabei zu helfen, das Beste aus deinem Motivationsschreiben heraus zu holen. So findest du deinen nächsten Traumjob, egal ob als Berufseinsteiger:in oder Young Professional.

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