LGBTIQ+ Netzwerke im Unternehmen: Im Interview mit queer&friends

Wie kann man eine inklusive und diverse Arbeitskultur schaffen? Die Antwort lautet: von innen heraus und mit einem starken Netzwerk. Carsten Schuster und Franziska Spindler berichten über ihre Erfahrungen, Erfolge und Herausforderungen bei der Etablierung des internen LGBTIQ+-Netzwerks "queer&friends" bei BwConsulting.

Queere Netzwerke in Unternehmen sind von großer Bedeutung für die Schaffung einer inklusiven und wertschätzenden Arbeitsumgebung für alle Mitarbeitenden. Sie bieten eine vertrauliche Anlaufstelle für LGBTIQ+ Personen und sensibilisieren die gesamte Belegschaft für Themen wie Vielfalt und Inklusion.

So auch das LGBTIQ+ Netzwerk, des im Jahr 2000 gegründete Beratungsunternehmen BwConsulting, welches Teil des deutschen Bundesministeriums für Verteidigung ist. Um dem Thema Vielfalt mehr Farbe zu verleihen, gründeten Mitarbeitende das Netzwerk "queer&friends".

Personalreferent und Initiator des Netzwerks Carsten Schuster, sowie die Beraterin Franziska Spindler sind die treibenden Kräfte hinter queer&friends. Beide haben sich seit jeher für die Förderung von Diversität bei BwConsulting eingesetzt und fungieren als Schnittstelle für Mitarbeitende, Geschäftsführung und Interessierte.

Gemeinsam haben wir mit ihnen über ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge gesprochen, die die Initiierung des LGBTIQ+ Netzwerks "queer&friends" für BwConsulting mit sich gebracht hat.

Carsten Schuster © BwConsulting GmbH

Proudr: Was war die Motivation hinter queer&friends?


Carsten: In erster Linie war die Gründung des Netzwerks der logische und konsequente nächste Schritt im Rahmen meines Engagements für LGBTIQ* und Diversity, nachdem wir 2018 Partner der Sticks & Stones geworden sind und darüber einige neue queere Kolleg:innen gewinnen konnten. Das Netzwerk soll als vertrauliche Anlaufstelle für Betroffene, Freunde und Interessierte sowohl intern als auch extern ein deutliches Zeichen setzen für eine offene, wertschätzende und vielfältige Unternehmenskultur.


Proudr: BwConsulting hat mit queer&friends sein eigenes LGBTIQ+ Netzwerk innerhalb des Unternehmens aufgebaut. Was waren die Schwierigkeiten, die ihr auf dem Weg hattet und wie habt ihr sie überwunden?


Carsten: Wir hatten von Anfang an das Glück, dass die Gründung des Netzwerks von Seiten der Geschäftsführung unterstützt und gesponsert wurde. Aufgrund dessen gab es bei uns im Rahmen der Gründung und Etablierung keine nennenswerten Hindernisse oder Schwierigkeiten.

Franziska Spindler © BwConsulting GmbH

Proudr: Wie wird queer&friends innerhalb des Unternehmens sowohl auf C-Level, als auch bei allen anderen Mitarbeiter:innen aufgenommen?

Franziska: Wie zuvor erwähnt, steht die Führungsriege voll und ganz hinter dem Netzwerk. Unsere Geschäftsführerin ist unsere Sponsorin und legt immer wieder Wert darauf, die Erfolge des Netzwerks zu kommunizieren. Von den Mitarbeiter:innen erhalten wir viel positive Resonanz. Das zeigt sich auch dadurch, dass sich in unserem Netzwerk nicht nur queere Mitarbeiter:innen, sondern auch Allies („friends“) engagieren. Es gibt aber auch einige kritische Stimmen und Unverständnis dafür, dass das Thema (besonders im Pride Month) so stark präsent ist.

Franziska Spindler & Carsten Schuster © 

Proudr: Was sind die größten Veränderungen und Erfolge, die ihr seit der Initiierung verzeichnen konntet?


Carsten & Franziska: Absolute Highlights des Jahres 2022 waren die Unterzeichnung der Charta der Vielfalt und die Gemeinschaftsaktion mit queerBw und Pride@BWI zum Kölner CSD. Am wichtigsten ist uns, dass wir nachhaltig zu einem offenen und toleranten Klima im Unternehmen beitragen konnten. Dies zeigt sich darin, dass sich Mitarbeitende trauen, sich zu outen und wir in diesem Jahr sogar die erste Transition einer Kollegin begleiten durften.


Proudr: Was sind eure Tipps für Arbeitnehmer:innen, die selbst eine Initiative oder Netzwerk innerhalb des Unternehmens aufbauen möchten?


Carsten: Wir empfehlen, sich von Anfang an Unterstützung (Sponsor:in) auf C-Level zu suchen. Das erleichtert die Implementierung enorm, gibt Rückendeckung und signalisiert das Engagement des Unternehmens. Auch die Kommunikation und Transparenz sind wichtig, um die Mitarbeiter:innen über die Ziele und Erfolge des Netzwerks auf dem Laufenden zu halten. Ebenso ist es wichtig, die Bedürfnisse und Anliegen der Mitarbeiter:innen zu berücksichtigen und die Initiative auf deren Wünsche auszurichten.


"Wenn ihr euch im Unternehmen nicht wohl und willkommen fühlt, dann geht!"

 

Proudr: Welche drei Learnings und Erfahrungen, die ihr beruflich und auch gerade durch queer&friends gemacht habt, würdet ihr Berufseinsteiger:innen und Young Professionals mit auf den Karriereweg mitgeben?


Franziska:

  1. "Take up space"! Neu im Unternehmen zu sein, heißt nicht, dass ihr erst einmal alles beobachten und euch den Weg vorgeben lassen müsst. Eigeninitiative und frische Ideen einzubringen ist bei den allermeisten gerne gesehen. Gerade Themen wie Diversity-Netzwerke sind heute wichtiger denn je und brauchen junge Mitarbeiter:innen, die das Thema vorantreiben.
  2. Traut euch, Fragen zu stellen und bestehende Strukturen infrage zu stellen. Nur, weil es kein Netzwerk gibt oder "man das schon immer so gemacht hat", heißt es ja nicht, dass es wirklich so bleiben muss.
  3. Wenn ihr euch im Unternehmen nicht wohl und willkommen fühlt, dann geht! Man muss nicht jeden Kampf kämpfen, der vielleicht aussichtslos scheint. Falsche Loyalität hilft nicht weiter.


Ihr wollt euer eigenes Netzwerk im Unternehmen Aufbauen, hier findet ihr weitere Tipps und Ratschläge. (PLATZHALTER)

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