Grenzüberschreitungen im Job: Warum wir mehr über Consent am Arbeitsplatz sprechen sollten

Das Wort Consent, im Deutschen so viel wie Zustimmung, ist nun schon seit einiger Zeit fast allen Menschen ein Begriff und auch die queere Community spricht viel darüber. Dabei ist der Kontext, in dem darüber gesprochen wird, oft jedoch sehr begrenzt. Meistens geht es dabei um Sex und um sexuelle Handlungen. Aber Consent ist auch darüber hinaus super wichtig, auch in nicht-sexuellen Kontexten und auch unter Queers – im Alltag und im Job.

Der Feministische Kampftag: Feminismus geht uns alle an!

Seit über 100 Jahren feiern wir den feministischen Kampftag, obwohl er nicht immer so genannt wurde. Dieser Tag hat viele verschiedene Namen, in Deutschland ist er als Weltfrauentag oder Internationaler Frauentag bekannt. Der Kampf um Feminismus und gegen das Patriarchat geht jedoch nicht nur um die Rechte von Frauen, sondern um die Rechte von allen, die unter dem Patriarchat leiden – also auch die LGBTIQ+ Community. Aus diesem Grund bevorzugen intersektionale Feminist:innen heute die Bezeichnung Feministischer Kampftag.

Wir müssen über unser Gehalt sprechen: Der Gender Pay Gap und Gay Wage Gap


Was ist der Gender Pay Gap?

Im Jahr 2022 verdienten Frauen in Deutschland im Durchschnitt 18 % weniger pro Stunde als Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen werden Frauen in gleichen Berufen und Positionen im Durchschnitt schlechter bezahlt als Männer. Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien wie Männer verdienten im Schnitt 7 % weniger pro Stunde als ihre männlichen Kollegen. Das ist vor allem in „Mischberufen“ der Fall, also in Berufen, in denen Frauen ebenso wie Männer vertreten sind. Diese Ungleichheit ist vor allem in Branchen wie Unternehmensorganisation und -strategie, Rechnungswesen und spezialisierten Verkaufsbereichen wie Bekleidung, Elektronik, Kraftfahrzeugen und Hartwaren stark spürbar.

Die sogenannten „Frauenberufe“

Frauen leisten oft mehr Care-Arbeit als Männer, was auf den Equal Care Day am 1. März aufmerksam macht. Care-Arbeit umfasst alles, was mit professioneller und familiärer Pflege und Betreuung zu Hause, unter Freund:innen, Nachbar:innen und in der Familie zu tun hat, wie z.B. Kindererziehung, Bildung, Alten- und Krankenpflege und mehr. Frauen leisten im Durchschnitt 52,4 % mehr Familien- und Sorgearbeit als Männer. Sozialer Druck und gesellschaftliche Erwartungen, aber auch unzureichende Unterstützung durch den Staat, Arbeitgeber und Familienangehörige führen dazu, dass Frauen oft diese Arbeit verrichten. Diese Arbeit schränkt Menschen ein, sowohl zeitlich als auch durch die dadurch entstehende mentale und körperliche Belastung. Unabhängig davon, ob es sich um die eigene private Care-Arbeit, um Haushaltsarbeit oder um die Pflege von Angehörigen handelt, wird diese Arbeit größtenteils von Frauen verrichtet und gleichzeitig schlecht vergütet. Beispielsweise sind laut einer Erhebung aus dem Jahr 2021 mehr als vier von fünf Pflegekräften Frauen.

Der Pay Gap ist nicht nur ein Frauenproblem

Das Thema der Lohnungleichheit geht jedoch tiefer, denn es betrifft nicht nur Frauen. Zum Beispiel gibt es auch Unterschiede zwischen heterosexuellen und queeren Männern. In Deutschland verdienen homosexuelle und bisexuelle Männer durchschnittlich 2,64€ weniger pro Stunde als heterosexuelle Männer. Frauen, die mit anderen Frauen zusammenleben, sind in ihrem Haushalt doppelt vom Gender Pay Gap betroffen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, in Armut zu leben.

Ein Bericht von McKinsey aus dem Jahr 2021 in den USA zeigt erschreckende Ergebnisse bezüglich der Lohnunterschiede zwischen cis und trans Personen. Trans Personen verdienen in den USA durchschnittlich 32 % weniger im Jahr als ihre cis Kolleg:innen, obwohl sie dieselbe oder sogar höhere Ausbildung haben. Außerdem haben trans Personen grundsätzlich ein doppelt so hohes Risiko, arbeitslos zu sein, wie cis Personen.

Das Problem der Care-Arbeit betrifft auch nicht nur Frauen. Care-Arbeit wird oft nicht nur von Frauen, sondern auch von FLINTA-Personen und queeren endo cis-Männern geleistet.

Lohnungleichheit ist also nicht nur ein reines Frauenproblem. Wie Diskriminierung muss auch der Pay Gap intersektional gedacht werden. Jede Art von Diskriminierung im Job muss bekämpft werden, um wahre Lohnungleichheit zu erreichen.

Wie können wir den Gender Pay Gap schließen?

Es gibt verschiedene Bereiche, in denen wir uns für Lohngleichheit einsetzen können – in unserem eigenen Unternehmen und außerhalb. Insbesondere auch zur Unterstützung von Branchen und Berufen, die grundsätzlich schlecht bezahlt werden. Berufe wie Kranken- oder Altenpflege haben oft aufgrund von Personalmangel nicht einmal die Möglichkeit zu streiken. Hier sind 4 Bereiche, in denen wir Veränderung brauchen:

  • Transparenz: Wenn das eigene Unternehmen keine Gehaltstransparenz bietet, können auch Arbeitnehmer:innen eigenständig für Gehaltstransparenz sorgen. Sprecht mit euren Kolleg:innen über euer Gehalt! So könnt ihr erkennen, ob ihr oder eure Kolleg:innen unfair bezahlt werdet und eine faire Gehaltsstruktur und Bezahlung für alle schaffen.
  • Gleichstellung: Es ist wichtig, Frauen und queere Menschen in höher bezahlten Positionen zu fördern und sicherzustellen, dass sie die gleichen Chancen haben wie ihre männlichen Kollegen. 
  • Elternzeit: Frauen sind oft von Lohnungleichheit betroffen, weil sie aufgrund von Schwangerschaft und Elternzeit aus dem Berufsleben ausscheiden oder in Teilzeit arbeiten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Frauen nach der Rückkehr aus der Elternzeit die gleichen Karrieremöglichkeiten und Gehälter haben wie ihre männlichen Kollegen. 
  • Bildung: Es ist wichtig, junge Menschen über den Gender Pay Gap aufzuklären und ihnen beizubringen, wie sie für die Gleichstellung kämpfen können. Schulen und Universitäten können dazu beitragen, indem sie Workshops und Kurse zu diesem Thema anbieten.

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Proudr ist ein Projekt der UHLALA Group. Seit 2009 unterstützen, fördern und verbinden wir LGBTIQ+ Menschen in ihren Karrieren und bringen sie mit Unternehmen und Organisationen zusammen, die ihre LGBTIQ+ Mitarbeitenden schätzen.

Queer History Month – Diese LGBTIQ+ Personen solltest du kennen!

Februar ist der Queer History Month, also der Monat der queeren Geschichte. Er wurde 1994 von Rodney Wilson, einem Geschichtslehrer an einer Highschool in Missouri, ins Leben gerufen. Der Queer History Month dient der Vermittlung von Vorbildern und dem Aufbau einer Gemeinschaft.
Wir möchten den Anlass nutzen, und euch im folgenden Artikel Persönlichkeiten vorstellen, die Geschichte geschrieben haben. Denn das Erinnern ist wichtig: um unsere Vergangenheit zu beanspruchen, unsere Gegenwart zu feiern und vor allem auch unsere Zukunft zu gestalten.

LGBTIQ+ Netzwerke im Unternehmen: Im Interview mit queer&friends

Wie kann man eine inklusive und diverse Arbeitskultur schaffen? Die Antwort lautet: von innen heraus und mit einem starken Netzwerk. Carsten Schuster und Franziska Spindler berichten über ihre Erfahrungen, Erfolge und Herausforderungen bei der Etablierung des internen LGBTIQ+-Netzwerks „queer&friends“ bei BwConsulting.

Queer-Einsteiger:innen – Unsere Tipps: So klappt der Einstieg in das Berufsleben

Queere Menschen haben es oft schwieriger, sich in der Arbeitswelt zurechtzufinden. Diskriminierung und Vorurteile sind leider noch immer weit verbreitet und können dazu führen, dass queere Menschen sich in bestimmten Berufen oder Organisationen unwohl fühlen oder sogar benachteiligt werden. Deshalb haben wir Karrieretipps zusammengestellt, damit du erfolgreich im Beruf durchstarten kannst.

Tipps für deinen erfolgreichen Jobwechsel im neuen Jahr


Zunächst solltest du dir klar machen, warum du den Jobwechsel möchtest. Sind es finanzielle Gründe, möchtest du dich beruflich weiterentwickeln oder suchst du eine neue Herausforderung? Eine klare Vorstellung davon, was du erreichen möchtest, hilft dir, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Wir haben ein paar Fragen für dich, die dir dabei helfen können, eine Entscheidung für dich zu treffen. Natürlich sind diese keine Garantie, aber sie können dir eine gewisse Richtung und Orientierung für deine Entscheidung geben. 

  1. Bin ich zufrieden? Wenn du dich in deinem aktuellen Job unglücklich fühlst, ist dies ein klares Zeichen, dass es Zeit für einen Wechsel ist. Unzufriedenheit kann viele Ursachen haben, wie zum Beispiel mangelnde Anerkennung, fehlende Herausforderungen oder ein schlechtes Arbeitsklima. Wenn du dich in deinem aktuellen Job nicht wohl fühlst, solltest du überlegen, ob es nicht besser ist, dich nach anderen Möglichkeiten umzusehen.
  2. Kann ich mich weiterentwickeln? Wenn du das Gefühl hast, dass du in deinem aktuellen Job keine Möglichkeit hast, dich zu entwickeln oder dich weiterzubilden, kann ein Karrierewechsel ratsam sein. Denn ein Job sollte auch immer deine Entwicklung fokussieren. 
  3. Sehe ich eine Perspektive für mich? Wenn du das Gefühl hast, dass es in deinem aktuellen Job keine Aufstiegschancen für dich gibt, könnte es Zeit für einen Wechsel sein. Eine Karriere mit Perspektive ist wichtig, um sich beruflich zu verwirklichen und sich langfristig zufrieden zu fühlen.
  4. Habe ich neue Ziele? Wenn du neue Ziele oder Träume hast, die du verfolgen möchtest, aber dein aktueller Job dich daran hindert, könnte es Zeit für einen Wechsel sein. Eine Karriere, die deinen Zielen entspricht, kann dir dabei helfen, dich beruflich zu verwirklichen und deine Träume zu verfolgen.
  5. Fühle ich mich wohl? Gerade für LGBTIQ+ Personen kann es manchmal schwierig sein, sich in einem Arbeitsumfeld akzeptiert zu fühlen. Wenn du das Gefühl hast, dass du in deinem aktuellen Job nicht du selbst sein kannst oder du dich unwohl fühlst, weil du Angst hast, diskriminiert zu werden und du keine Verbesserung siehst, dann wäre ein Wechsel ratsam. Ein Arbeitsumfeld, in dem du dich sicher und akzeptiert fühlst, ist das Mindeste, das du anstreben solltest.

Bevor du jedoch den Schritt gehst, deinen Job zu wechseln, ist es jedoch auch immer ratsam, dich mit deinen Vorgesetzten über deine Unzufriedenheit auszutauschen.

Ist es wirklich soweit und du möchtest neue Ziele erreichen, solltest du einen Plan erstellen. Dazu gehört, dass du dich über verschiedene Jobs und Unternehmen informierst, deine Bewerbungsunterlagen auf Vordermann bringst und dich auf Vorstellungsgespräche vorbereitest. Nutze dabei auch dein Netzwerk, um dich mit anderen Menschen auszutauschen und dich über mögliche Jobangebote zu informieren.

Ein Jobwechsel bedeutet auch, dass du dich auf neue Herausforderungen einstellen musst. Sei offen für Neues und bereit, dich weiterzubilden und dich anzupassen. Vergiss dabei nicht, den Kontakt zu deinen alten Kollegen zu halten. Sie können in Zukunft möglicherweise wertvolle Kontakte oder Informationsquellen sein.

Ein Jobwechsel kann Zeit brauchen und manchmal läuft nicht alles so glatt, wie man es sich vorstellt. Sei geduldig und halte deine Ziele im Auge. Mit etwas Zeit und Anstrengung wirst du dein Ziel erreichen.

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PRIDE Index 2022: Das sind Deutschlands LGBTIQ+ freundlichste Arbeitgebende!


Queere Menschen, die in das Berufsleben einsteigen oder auf der Suche nach neuen Karrierewegen sind, haben dieselben Bedürfnisse wie nicht-queere Personen. Es ist die Erwartung, ein sicheres und respektvolles Arbeitsumfeld zu haben.Und die Hoffnung, dass persönliche Bedürfnisse sowie die eigene Identität wahrgenommen werden. Dazu gehört, dass Arbeitsplätze frei von Diskriminierung und Belästigung sind. Das bedeutet auch, dass queere Personen die gleichen Erfolgsmöglichkeiten wie ihre straighten Kolleg:innen haben und für ihre Leistung anerkannt werden.

Da es immer noch Räume gibt, in denen queere Personen, gerade auch im Arbeitskontext, diskriminiert werden, suchen queere Personen häufig dort Jobs, in denen sie selbst respektiert und anerkannt werden. Eine Studie des Instituts für Diversity und Antidiskriminierungsforschung von 2021 stellt fest, dass über 30 % aller LGBTIQ+ Mitarbeitenden nicht vor ihren Kolleg:innen und sogar 40 % nicht vor ihren Führungskräften geoutet sind. Zudem berichten laut Studie vorwiegend trans- und intergeschlechtliche Mitarbeitende verstärkt von bedrückenden und häufigen Diskriminierungserfahrungen.

Deshalb hat die UHLALA Group nun zum vierten Mal den PRIDE Index veröffentlicht. Dieser rückt das Engagement von Unternehmen und Organisationen für deren lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Mitarbeitende in den Vordergrund. Ziel des Index ist es, das LGBTIQ+ Diversity Management von Arbeitgebenden abzubilden und gleichzeitig Potenzial für die stetige Weiterentwicklung aufzuzeigen. Für Bewerber:innen und Jobsuchende ist der PRIDE Index ein Tool, um das Engagement von Unternehmen für LGBTIQ+ zu vergleichen und sich einen Eindruck zu verschaffen, welche Arbeitgebenden sich besonders für Vielfalt und Wertschätzung am Arbeitsplatz stark machen. Insgesamt sind 78 Unternehmen jeder Größe und aus allen Branchen im PRIDE Index 2022

vertreten.

Die gute Nachricht: Es gibt viele großartige Unternehmen, die mit großen und kleinen Veränderungen und Maßnahmen ein Arbeitsumfeld schaffen möchten, in dem Vielfalt großgeschrieben wird. Das Durchschnittsergebnis aller teilnehmenden Organisationen liegt bei 69,77 % der möglichen Punkte und damit um fast fünf Prozent höher als noch im vergangenen Jahr.

Die teilnehmenden Arbeitgebenden verteilen sich auf vier einzelne Listen im Index. 49 Unternehmen fallen in die Kategorie der Großunternehmen (Betriebe mit mind. 500 Beschäftigte) und 20 Unternehmen mit einer Beschäftigtenzahl zwischen 50 und 500 Angestellten werden als mittelständische Betriebe geführt. Hinzu kommen jeweils fünf Organisationen, die zu Kleinunternehmen (bis 50 Angestellte) und öffentlichen Institutionen zählen. Die Liste der öffentlichen Institutionen wird angeführt von der Landeshauptstadt München, an der Spitze der kleinen Unternehmen steht die Kommunikationsagentur Waggener Edstrom. Die fünf besten mittelständischen Unternehmen bilden die Beratungen AlixPartners und Campana & Schott, der Spieleentwickler Wooga, das Musikunternehmen BMG Rights Management sowie die PR-Agentur Ketchum. Die Liste der Großunternehmen wird angeführt von McKinsey & Company, Allianz, HPE, Accenture, Merck, Adobe Systems, Riverty, L’Oréal, Enterprise, Thoughtworks und Elsevier.

Aber was bedeutet das für dich als Arbeitnehmer:in?

Für LGBTIQ+ Young Talents, ist die Art, wie das Unternehmen mit queeren Personen umgeht, potenziell wichtiger als das Einstiegsgehalt. Gib dich nicht zufrieden mit einem Arbeitsplatz, der dich nicht so wertschätzt, wie du bist. Es gibt genug Unternehmen, die dir ermöglichen, so zu sein, wie du bist, die deine Talente schätzen und dich voranbringen. 

Ebenso zeigt es, dass wir gemeinsam Veränderung bewirken können. Denn Unternehmen, die sich heute nicht divers aufstellen, werden nicht zukunftsfähig bleiben. So kannst du selbst einiges verändern. Sei es, dass du dich für Diversity-Maßnahmen innerhalb deines Unternehmens starkmachst, andere queere Kolleg:innen empowerst und auch in dem du Diskriminierung nicht tolerierst und dich eben gezielt nach Unternehmen umschaust, die LGBTIQ+ freundlich sind. Denn im Kampf um Talente, die immer begehrter werden, setzt du mit der Wahl deiner Arbeitgebenden ein Zeichen.

Alle Ergebnisse des PRIDE Index, findest du hier:

Du suchst noch nach einem Job? Auf unserer Jobbörse findest du Jobmöglichkeiten bei Unternehmen und Organisationen, die sich selbst als offene Arbeitgeber:innen vorstellen. 

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Es ist Zeit, erneut Alarm zu schlagen – Interview mit HIV Experte und Reporter Roy Wadia

Lasst uns wieder über HIV sprechen!
Das Thema HIV betrifft alle! Denn obwohl in den letzten Jahren viele Fortschritte zum Beispiel in der HIV-Therapie erzielt wurden, so bleibt HIV immer noch eine der größten Herausforderungen – weltweit und auch in Deutschland.
Deshalb haben wir mit Roy Wadia gesprochen. Er arbeitete 12 Jahre lang bei CNN. Im Jahr 2003 schlug Roy eine neue Laufbahn ein und arbeitete im chinesischen Büro der Weltgesundheitsorganisation als Kommunikations- und Advocacy-Beauftragter an Kampagnen – von HIV bis Umweltgesundheit.
Wir haben mit ihm über HIV gesprochen und darüber, was wir unternehmen können, um die Konversation wieder voranzutreiben.

Du hast ein Recht darauf, du zu sein – Trans* am Arbeitsplatz


Trans* Personen sind überdurchschnittlich gebildet, jedoch erhalten rund ein Viertel ein monatliches Nettoeinkommen unter 1.000 €. Ebenso sind für viele Ausgrenzungen und Kontaktabbruch oder der Entzug von Kund:innenkontakt Alltag. 

Diskriminierung beginnt bereits bei der Arbeitssuche, mehr als 80 % aller trans* Personen empfinden es als schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden. Ein Hauptgrund dafür sind nach eigenen Angaben die Anforderungen des Passings und die Normen des binären Geschlechtersystems (Frketic/Baumgartinger 2008). Ebenso fühlen sich mehr als 1/3 der arbeitsuchenden trans* Personen in Bewerbungsgesprächen diskriminiert. Gerade auch die Nichtübereinstimmung des gelebten und des in Dokumenten ausgewiesenen Geschlechts birgt Hürden. Trans* Personen müssen sich dadurch unfreiwillig outen oder sehen sich mit unangenehmen Fragen konfrontiert.

Die Frage danach, wie man sich selbst als trans* Person verhalten sollte oder welche Rechte tatsächlich da sind, wird innerhalb des Arbeitsmarkts wenig bis gar nicht thematisiert. Wir haben deshalb ein paar Informationen, die dir dabei helfen sollen, als trans* Person durch die Arbeitswelt zu navigieren. Wir möchten hier keinesfalls Arbeitgeber*innen von ihrer Verantwortung befreien, für einen diskriminierungsfreien und offenen Arbeitsplatz zu sorgen, 

, sondern dich als trans* Person empowern, dich am Arbeitsplatz wohlfühlen zu können.

Bewerbung 

Bereits während der Bewerbungsphase ist es sinnvoll, sich vorab über das Unternehmen zu informieren. Denn leider ist das Thema Diversität noch nicht überall durchgedrungen. Schaue dir vorab auf der Homepage, LinkedIn und anderen Netzwerken an, wie sich das Unternehmen selbst positioniert oder welche Erfahrungen andere queere oder trans* Personen dort gemacht haben. Wird eine gender-inklusive Sprache verwendet? Wie divers ist das Unternehmen aufgestellt? Gibt es je nach Größe auch ein gezieltes Diversity Management oder Gleichstellungsbeauftragte? All das ist natürlich nie eine Garantie dafür, ob sich das auch in einer inklusiven Unternehmenskultur widerspiegelt, jedoch bietet es einen Rahmen und zeigt zumindest einen gewisse Bereitschaft des Unternehmens, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.

Ob man sich während des Bewerbungsprozesses als trans* Person outet, ist eine persönliche Entscheidung. Jedoch sollte man sich vorab auf Fragen einstellen. Stimmen die Namen verschiedener Dokumente nicht mit dem angegebenen Namen überein, solltest du dich dafür nicht entschuldigen, sondern sachlich damit umgehen. 

Auch wenn du das Gefühl hast, Absagen aufgrund deiner Geschlechtsexpression zu bekommen, solltest du deine eigene Identität niemals als Makel auffassen. Führe dir stattdessen lieber vor Augen, dass eine Transition ein Zeichen von Stärke und Mut ist. Denn sie zeigt, dass du trotz widriger Umstände bereit bist, deinen Weg zu gehen. 

Outing am Arbeitsplatz

Wer sich erst zu einem späteren Zeitpunkt im Unternehmen outet, sollte ein paar Punkte beachten. Überlege dir, wie du gesehen werden möchtest, was dir wichtig ist und welche Schritte dafür notwendig sind. 

Wer frühzeitig Vorgesetzte ins Vertrauen zieht, macht in der Regel eine positive Erfahrung. Äußern diese sich unterstützend, wirkt sich das auch meist auf die Belegschaft aus. Beziehe Menschen mit ein, die dich unterstützen können. Das können Diversity-Beauftragte sein, aber auch Kolleg:innen, zu denen du ein besonderes Vertrauen hast. Aber auch Menschen außerhalb der Arbeit können einen Bezugspunkt bilden. Suche dir etwa Beratung von Trans*-Beratungsstellen oder auch trans* Personen, mit denen du Richtlinien zusammenstellen und Erfahrungswerte bekommen kannst. 

Kommt es zu einem Gespräch, versuche selbstbewusst zu sein. Besprich gemeinsam mit deiner Ansprechperson deine Bedenken sowie Wünsche und Erwartungen. Deine Transition bedeutet auch für deine Kolleg:innen eine Umstellung. Versuche am besten mit deinen Vorgesetzten zu planen, wie diese darüber informiert werden. Dabei sollte es jedoch nur um die Informationen gehen, die relevant für den Arbeitsplatz sind. 

Bedenke auch, dass die Unsicherheit anderer überwiegend auf mangelnde Erfahrung und Berührungspunkte zurückzuführen ist. Auch wenn du deine Kolleg:innen und Vorgesetzten dazu ermutigen könntest, sich mit dem Thema trans* auseinanderzusetzen, bist du nicht verpflichtet, alle Fragen, die sie haben, zu beantworten. Fragen bezüglich deines eigenen Körpers sind hier absolut unangebracht. Kläre jedoch die Fragen danach, wie du angesprochen werden möchtest oder welche Pronomen du verwendest.

Spätestens ab dem Zeitpunkt, zu dem dein Name gerichtlich geändert wurde, besteht eine Pflicht seitens des Arbeitgebers, diesen zu verwenden. Dokumente wie Verträge und Arbeitszeugnisse müssen angepasst werden. Auch die von dir verwendeten Pronomen müssen in Dokumenten geändert werden, selbst ohne offizielle Geschlechtsänderung. 

Hier tritt das sogenannte Offenbarungsverbot in Kraft, welches gewährleisten soll, dich als trans* Person in deiner Identität zu schützen. So liegt die Freiheit, anderen mitzuteilen, dass du trans* bist, bei dir. 

Deinen Namen und deinen Geschlechtseintrag musst du beim Amtsgericht über einen Antrag ändern lassen. Diese Änderung beinhaltet bislang noch ein psychologisches Gutachten, welches jedoch mit dem Transsexuellengesetz abgeschafft werden soll. 

Es gibt leider keine Vorschriften, ob deine Arbeitgeber:innen deinen Namen anpassen müssen, bevor die amtliche Namensänderung erfolgt ist.

  In allen Fällen gilt jedoch, dass du als Person steuerlich wie sozialversicherungsrechtlich identifizierbar bleibst, weshalb in allen betreffenden Dokumenten dein eingetragener Name verwendet werden sollte.  

Geschlechtsausdruck am Arbeitsplatz

Wie der eigene Geschlechtsausdruck gelebt wird, welche Merkmale zur eigenen Identität gehören, sind persönliche Entscheidungen – seien es Kleidung, Verhaltensweisen oder Kosmetik. Jede:r Arbeitgeber:in hat das Recht, über das Erscheinungsbild und das Verhalten am Arbeitsplatz seiner Mitarbeiter:innen, abhängig von Zuständigkeit, Arbeitsort und Funktion, mitzubestimmen. Jedoch nur, solange dies auch dem ordnungsgemäßen Geschäftsablauf dient. Dein:e Arbeitgeber:in sollte dir jedoch die Möglichkeit einräumen, dich in Übereinstimmung mit deiner Geschlechtsidentität kleiden zu können, solange du die Vorgaben zum äußeren Erscheinungsbild einhältst.  

Umgang mit Diskriminierung am Arbeitsplatz

Egal, welche Form von Diskriminierung du erfahren solltest, denke daran, dass du dies nie allein durchstehen musst. Dein:e Arbeitgeber:innen stehen in der Pflicht, dich als Arbeitnehmer:in zu schützen. Dies bedeutet, den gleichen Zugang zu allen Arbeits- und Weiterbildungsangeboten zu erhalten, einen gepflegten Umgang mit Kolleg:innen zu haben sowie frei von Belästigung zu sein. Jede Form von Diskriminierung sollte gemeldet werden. Sprich mit deinen Vorgesetzten, Betriebsrät:innen oder nimm dir einen Anwalt. Außerhalb deines Arbeitsplatzes gibt es spezielle Beratungsstellen, an die du dich wenden kannst.

In jedem Falle solltest du Diskriminierung aber nicht einfach hinnehmen. Auch wenn es den Personen nicht bewusst ist, dass ihr Verhalten verletzend war, mache sie darauf aufmerksam.

Mache dir immer bewusst, dass du keine Schuld daran trägst. Fühlst du dich ständig unwohl, nimm dir das Recht heraus zu gehen und kommuniziere am besten mit deinem Netzwerk oder Plattformen darüber, wie deine Erfahrungen bei deinem Unternehmen waren. 

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