Wer war Dr. Magnus Hirschfeld?
Dr. Magnus Hirschfeld war ein deutscher Sexualwissenschaftler und LGBTIQ+-Rechtsaktivist. Er wurde 1868 in einer jüdischen Familie im heutigen Polen geboren und studierte Medizin in Berlin, wo er sich für das damals aufkommende Gebiet der Sexualwissenschaft interessierte.
Hirschfeld war Mitbegründer des wissenschaftlich-humanitären Komitees, das sich als erste Organisation weltweit für die Abschaffung von Gesetzen gegen die Homosexualität einsetzte. Er leitete auch das Institut für Sexualwissenschaft in Berlin, welches ein bahnbrechendes Zentrum für die Erforschung der Sexualität wurde und LGBTIQ+-Personen medizinische und rechtliche Unterstützung bot. Dabei flossen allerdings auch problematische Ideen aus dem Bereich der Eugenik in seine Forschungsarbeit mit ein, und Hirschfelds Ansichten sind aus heutiger Sicht zum Teil stark veraltet.
Hirschfelds Arbeit war trotzdem in vielerlei Hinsicht seiner Zeit voraus und stieß auf erheblichen Widerstand seitens konservativer und nationalistischer Gruppen in Deutschland.
Leider wurde sein Werk durch den Aufstieg der NSDAP in Deutschland weitgehend ausgelöscht. Im Jahr 1933 schloss diese das Institut für Sexualwissenschaft und verbrannte und verbot viele seiner Bücher. Hirschfeld selbst floh aus Deutschland und starb 1935 im Exil.
Wer war Karin Boye?
Karin Boye, geboren am 17. Oktober 1900 in Göteborg, Schweden, war eine bekannte Schriftstellerin und Dichterin. Sie begann ihre Karriere als Schriftstellerin in den 1920er Jahren. Ihr erster Gedichtband "Kallocain" erschien 1940 und wurde ein großer Erfolg.
Während ihrer Studienzeit geriet sie aufgrund ihrer inneren Auseinandersetzung mit dem Christentum und aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in eine persönliche Krise, die sie 1934 in dem Roman „Kris“ auch literarisch verarbeitete.
Von 1929 bis 1934 war sie mit dem Kommilitonen Leif Björk verheiratet. Im Jahr 1932 trennte sie sich von Björk und hielt sich anschließend längere Zeit in Berlin auf, wo sie begann, ihre Homosexualität auszuleben. Hier lernte sie die Jüdin Margot Hänel kennen, die nach ihrer Emigration nach Schweden 1933 Karin Boyes Lebensgefährtin wurde.
Boyes Werk wurde oft als feministisch und homosexuell-positiv beschrieben. Sie schrieb offen über homosexuelle Beziehungen, was für die damalige Zeit ungewöhnlich war. Ihr Werk hatte einen starken Einfluss auf die schwedische Literatur und wird immer noch gelesen und geschätzt. Sie litt seit jungen Jahren unter schweren Depressionen und nahm sich 1941 in Alingsås das Leben.
Wer war Karl Heinrich Ulrichs?
Karl Heinrich Ulrichs war ein deutscher Jurist und Schriftsteller, der als einer der ersten öffentlich und schriftlich für die Rechte von Homosexuellen eingetreten ist. Er wurde am 28. August 1825 in Aurich, Ostfriesland, geboren und studierte Jurisprudenz in Göttingen und Heidelberg. Nachdem er sein Examen abgelegt hatte, arbeitete er als Beamter in der Provinzverwaltung von Hannover.
Ulrichs begann in den 1850er Jahren, unter dem Pseudonym "Numa Numantius" schriftlich über Homosexualität zu schreiben und argumentierte, dass Homosexualität keine Krankheit, sondern eine natürliche Variante der Sexualität ist. Er prägte auch den Begriff "Urning" als Bezeichnung für eine homosexuelle Person.
Ulrichs forderte die Abschaffung der Paragraphen 175 und 143 des deutschen Strafgesetzbuchs, die Homosexualität unter Strafe stellten. Seine Schriften und öffentlichen Auftritte führten jedoch dazu, dass er von der Polizei verfolgt und seine Arbeit unterdrückt wurde. Er musste seinen Job als Beamter aufgeben und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück.
Ulrichs starb am 14. Juli 1895 in L'Aquila, Italien. Obwohl er zu Lebzeiten oft verfolgt und verachtet wurde, hat er dennoch einen wichtigen Beitrag geleistet, um das Verständnis und die Akzeptanz von Homosexualität in Deutschland und Europa zu verbessern. Er gilt als einer der Pioniere der LGBTIQ-Rechtsbewegung und seine Schriften wurden später von anderen Aktivist:innen und Schriftsteller:innen als Inspiration genommen.
Wer war Dora Richter?
Dora Richter, geboren 1891 in Karlsbad, war eine deutsche trans Frau, die als Doktor Magnus Hirschfelds erste trans Patientin in der Geschichte der Medizin bekannt ist. Dora wurde als männliches Kind aufgezogen, aber von frühester Kindheit an hatte sie das Gefühl, dass sie in einem falschen Körper lebte. Sie begann sich als Frau zu kleiden und lebte viele Jahre als Frau, bevor sie sich an den Sexualforscher Magnus Hirschfeld wandte, um Hilfe bei einer operativen Geschlechtsangleichung zu suchen. Mehrfach wurde sie eingesperrt, weil sie Kleidung „des anderen Geschlechts“ trug und war dann gezwungen, ihre Strafe in Männergefängnissen abzubüßen.
Hirschfeld, der sich für die Rechte von trans Personen einsetzte, nahm Dora als Patientin auf und organisierte ihre erste Operation im Jahr 1910. Dora lebte fortan als Frau und heiratete einen Mann, mit dem sie eine Beziehung hatte. Sie arbeitete als Lehrerin und wurde eine aktive Unterstützerin der Arbeit von Hirschfeld und dem Scientific-Humanitarian Committee, das sich für die Abschaffung des Paragraphen 175 des deutschen Strafgesetzbuchs einsetzte, der Homosexualität unter Strafe stellte.
Dora Richter starb an einem unbekannten Zeitpunkt nach 1933 unter unbekannten Umständen, möglicherweise bei einem Angriff von Nazis, die im Mai dieses Jahres das Institut zerstörten. Sie ist eine bedeutende Figur in der Geschichte der trans Rechte und ihre Geschichte wird oft als ein frühes Beispiel für die Notwendigkeit medizinischer Unterstützung für trans Menschen betrachtet.
Wer war Bayard Rustin?
Bayard Rustin war ein US-amerikanischer Bürgerrechtler, Organisator und Philosoph. Er wurde am 17. März 1912 in West Chester, Pennsylvania, geboren und studierte an der Wilberforce University und dem Cheyney State Teachers College. Rustin begann seine Karriere in den 1930er Jahren als Mitglied der Fellowship of Reconciliation und des Congress of Racial Equality.
Rustin war ein engagierter Pazifist und war an der Organisation des historischen Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit im Jahr 1963 beteiligt. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung und Durchführung des Marsches und war ein geschätzter Berater von Martin Luther King, Jr. Aufgrund seiner Homosexualität wurde ihm später seine Beteiligung am Marsch aberkannt, um Gerüchte zu entkräften, nach denen er mit King liiert gewesen sei.
Rustin war auch ein führender Aktivist in der homosexuellen Bürgerrechtsbewegung und einer der ersten prominenten afroamerikanischen LGBTIQ+-Aktivist:innen in den USA. Er kämpfte gegen die Diskriminierung von Homosexuellen und trat für die Gleichstellung von Lesben und Schwulen ein.
Er starb am 24. August 1987 in New York City. Obwohl er zu Lebzeiten oft von anderen Aktivist:innen marginalisiert wurde, hat er einen wichtigen Beitrag zur Bürgerrechtsbewegung geleistet und hatte großen Einfluss auf die Gleichstellung von Afroamerikaner:innen und LGBTIQ+-Personen in den USA.
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