LGBTIQ+ Netzwerke im Unternehmen: Im Interview mit queer&friends

Wie kann man eine inklusive und diverse Arbeitskultur schaffen? Die Antwort lautet: von innen heraus und mit einem starken Netzwerk. Carsten Schuster und Franziska Spindler berichten über ihre Erfahrungen, Erfolge und Herausforderungen bei der Etablierung des internen LGBTIQ+-Netzwerks „queer&friends“ bei BwConsulting.

Queer-Einsteiger:innen – Unsere Tipps: So klappt der Einstieg in das Berufsleben

Queere Menschen haben es oft schwieriger, sich in der Arbeitswelt zurechtzufinden. Diskriminierung und Vorurteile sind leider noch immer weit verbreitet und können dazu führen, dass queere Menschen sich in bestimmten Berufen oder Organisationen unwohl fühlen oder sogar benachteiligt werden. Deshalb haben wir Karrieretipps zusammengestellt, damit du erfolgreich im Beruf durchstarten kannst.

Tipps für deinen erfolgreichen Jobwechsel im neuen Jahr


Zunächst solltest du dir klar machen, warum du den Jobwechsel möchtest. Sind es finanzielle Gründe, möchtest du dich beruflich weiterentwickeln oder suchst du eine neue Herausforderung? Eine klare Vorstellung davon, was du erreichen möchtest, hilft dir, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Wir haben ein paar Fragen für dich, die dir dabei helfen können, eine Entscheidung für dich zu treffen. Natürlich sind diese keine Garantie, aber sie können dir eine gewisse Richtung und Orientierung für deine Entscheidung geben. 

  1. Bin ich zufrieden? Wenn du dich in deinem aktuellen Job unglücklich fühlst, ist dies ein klares Zeichen, dass es Zeit für einen Wechsel ist. Unzufriedenheit kann viele Ursachen haben, wie zum Beispiel mangelnde Anerkennung, fehlende Herausforderungen oder ein schlechtes Arbeitsklima. Wenn du dich in deinem aktuellen Job nicht wohl fühlst, solltest du überlegen, ob es nicht besser ist, dich nach anderen Möglichkeiten umzusehen.
  2. Kann ich mich weiterentwickeln? Wenn du das Gefühl hast, dass du in deinem aktuellen Job keine Möglichkeit hast, dich zu entwickeln oder dich weiterzubilden, kann ein Karrierewechsel ratsam sein. Denn ein Job sollte auch immer deine Entwicklung fokussieren. 
  3. Sehe ich eine Perspektive für mich? Wenn du das Gefühl hast, dass es in deinem aktuellen Job keine Aufstiegschancen für dich gibt, könnte es Zeit für einen Wechsel sein. Eine Karriere mit Perspektive ist wichtig, um sich beruflich zu verwirklichen und sich langfristig zufrieden zu fühlen.
  4. Habe ich neue Ziele? Wenn du neue Ziele oder Träume hast, die du verfolgen möchtest, aber dein aktueller Job dich daran hindert, könnte es Zeit für einen Wechsel sein. Eine Karriere, die deinen Zielen entspricht, kann dir dabei helfen, dich beruflich zu verwirklichen und deine Träume zu verfolgen.
  5. Fühle ich mich wohl? Gerade für LGBTIQ+ Personen kann es manchmal schwierig sein, sich in einem Arbeitsumfeld akzeptiert zu fühlen. Wenn du das Gefühl hast, dass du in deinem aktuellen Job nicht du selbst sein kannst oder du dich unwohl fühlst, weil du Angst hast, diskriminiert zu werden und du keine Verbesserung siehst, dann wäre ein Wechsel ratsam. Ein Arbeitsumfeld, in dem du dich sicher und akzeptiert fühlst, ist das Mindeste, das du anstreben solltest.

Bevor du jedoch den Schritt gehst, deinen Job zu wechseln, ist es jedoch auch immer ratsam, dich mit deinen Vorgesetzten über deine Unzufriedenheit auszutauschen.

Ist es wirklich soweit und du möchtest neue Ziele erreichen, solltest du einen Plan erstellen. Dazu gehört, dass du dich über verschiedene Jobs und Unternehmen informierst, deine Bewerbungsunterlagen auf Vordermann bringst und dich auf Vorstellungsgespräche vorbereitest. Nutze dabei auch dein Netzwerk, um dich mit anderen Menschen auszutauschen und dich über mögliche Jobangebote zu informieren.

Ein Jobwechsel bedeutet auch, dass du dich auf neue Herausforderungen einstellen musst. Sei offen für Neues und bereit, dich weiterzubilden und dich anzupassen. Vergiss dabei nicht, den Kontakt zu deinen alten Kollegen zu halten. Sie können in Zukunft möglicherweise wertvolle Kontakte oder Informationsquellen sein.

Ein Jobwechsel kann Zeit brauchen und manchmal läuft nicht alles so glatt, wie man es sich vorstellt. Sei geduldig und halte deine Ziele im Auge. Mit etwas Zeit und Anstrengung wirst du dein Ziel erreichen.

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Es ist Zeit, erneut Alarm zu schlagen – Interview mit HIV Experte und Reporter Roy Wadia

Lasst uns wieder über HIV sprechen!
Das Thema HIV betrifft alle! Denn obwohl in den letzten Jahren viele Fortschritte zum Beispiel in der HIV-Therapie erzielt wurden, so bleibt HIV immer noch eine der größten Herausforderungen – weltweit und auch in Deutschland.
Deshalb haben wir mit Roy Wadia gesprochen. Er arbeitete 12 Jahre lang bei CNN. Im Jahr 2003 schlug Roy eine neue Laufbahn ein und arbeitete im chinesischen Büro der Weltgesundheitsorganisation als Kommunikations- und Advocacy-Beauftragter an Kampagnen – von HIV bis Umweltgesundheit.
Wir haben mit ihm über HIV gesprochen und darüber, was wir unternehmen können, um die Konversation wieder voranzutreiben.

Du hast ein Recht darauf, du zu sein – Trans* am Arbeitsplatz


Trans* Personen sind überdurchschnittlich gebildet, jedoch erhalten rund ein Viertel ein monatliches Nettoeinkommen unter 1.000 €. Ebenso sind für viele Ausgrenzungen und Kontaktabbruch oder der Entzug von Kund:innenkontakt Alltag. 

Diskriminierung beginnt bereits bei der Arbeitssuche, mehr als 80 % aller trans* Personen empfinden es als schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden. Ein Hauptgrund dafür sind nach eigenen Angaben die Anforderungen des Passings und die Normen des binären Geschlechtersystems (Frketic/Baumgartinger 2008). Ebenso fühlen sich mehr als 1/3 der arbeitsuchenden trans* Personen in Bewerbungsgesprächen diskriminiert. Gerade auch die Nichtübereinstimmung des gelebten und des in Dokumenten ausgewiesenen Geschlechts birgt Hürden. Trans* Personen müssen sich dadurch unfreiwillig outen oder sehen sich mit unangenehmen Fragen konfrontiert.

Die Frage danach, wie man sich selbst als trans* Person verhalten sollte oder welche Rechte tatsächlich da sind, wird innerhalb des Arbeitsmarkts wenig bis gar nicht thematisiert. Wir haben deshalb ein paar Informationen, die dir dabei helfen sollen, als trans* Person durch die Arbeitswelt zu navigieren. Wir möchten hier keinesfalls Arbeitgeber*innen von ihrer Verantwortung befreien, für einen diskriminierungsfreien und offenen Arbeitsplatz zu sorgen, 

, sondern dich als trans* Person empowern, dich am Arbeitsplatz wohlfühlen zu können.

Bewerbung 

Bereits während der Bewerbungsphase ist es sinnvoll, sich vorab über das Unternehmen zu informieren. Denn leider ist das Thema Diversität noch nicht überall durchgedrungen. Schaue dir vorab auf der Homepage, LinkedIn und anderen Netzwerken an, wie sich das Unternehmen selbst positioniert oder welche Erfahrungen andere queere oder trans* Personen dort gemacht haben. Wird eine gender-inklusive Sprache verwendet? Wie divers ist das Unternehmen aufgestellt? Gibt es je nach Größe auch ein gezieltes Diversity Management oder Gleichstellungsbeauftragte? All das ist natürlich nie eine Garantie dafür, ob sich das auch in einer inklusiven Unternehmenskultur widerspiegelt, jedoch bietet es einen Rahmen und zeigt zumindest einen gewisse Bereitschaft des Unternehmens, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.

Ob man sich während des Bewerbungsprozesses als trans* Person outet, ist eine persönliche Entscheidung. Jedoch sollte man sich vorab auf Fragen einstellen. Stimmen die Namen verschiedener Dokumente nicht mit dem angegebenen Namen überein, solltest du dich dafür nicht entschuldigen, sondern sachlich damit umgehen. 

Auch wenn du das Gefühl hast, Absagen aufgrund deiner Geschlechtsexpression zu bekommen, solltest du deine eigene Identität niemals als Makel auffassen. Führe dir stattdessen lieber vor Augen, dass eine Transition ein Zeichen von Stärke und Mut ist. Denn sie zeigt, dass du trotz widriger Umstände bereit bist, deinen Weg zu gehen. 

Outing am Arbeitsplatz

Wer sich erst zu einem späteren Zeitpunkt im Unternehmen outet, sollte ein paar Punkte beachten. Überlege dir, wie du gesehen werden möchtest, was dir wichtig ist und welche Schritte dafür notwendig sind. 

Wer frühzeitig Vorgesetzte ins Vertrauen zieht, macht in der Regel eine positive Erfahrung. Äußern diese sich unterstützend, wirkt sich das auch meist auf die Belegschaft aus. Beziehe Menschen mit ein, die dich unterstützen können. Das können Diversity-Beauftragte sein, aber auch Kolleg:innen, zu denen du ein besonderes Vertrauen hast. Aber auch Menschen außerhalb der Arbeit können einen Bezugspunkt bilden. Suche dir etwa Beratung von Trans*-Beratungsstellen oder auch trans* Personen, mit denen du Richtlinien zusammenstellen und Erfahrungswerte bekommen kannst. 

Kommt es zu einem Gespräch, versuche selbstbewusst zu sein. Besprich gemeinsam mit deiner Ansprechperson deine Bedenken sowie Wünsche und Erwartungen. Deine Transition bedeutet auch für deine Kolleg:innen eine Umstellung. Versuche am besten mit deinen Vorgesetzten zu planen, wie diese darüber informiert werden. Dabei sollte es jedoch nur um die Informationen gehen, die relevant für den Arbeitsplatz sind. 

Bedenke auch, dass die Unsicherheit anderer überwiegend auf mangelnde Erfahrung und Berührungspunkte zurückzuführen ist. Auch wenn du deine Kolleg:innen und Vorgesetzten dazu ermutigen könntest, sich mit dem Thema trans* auseinanderzusetzen, bist du nicht verpflichtet, alle Fragen, die sie haben, zu beantworten. Fragen bezüglich deines eigenen Körpers sind hier absolut unangebracht. Kläre jedoch die Fragen danach, wie du angesprochen werden möchtest oder welche Pronomen du verwendest.

Spätestens ab dem Zeitpunkt, zu dem dein Name gerichtlich geändert wurde, besteht eine Pflicht seitens des Arbeitgebers, diesen zu verwenden. Dokumente wie Verträge und Arbeitszeugnisse müssen angepasst werden. Auch die von dir verwendeten Pronomen müssen in Dokumenten geändert werden, selbst ohne offizielle Geschlechtsänderung. 

Hier tritt das sogenannte Offenbarungsverbot in Kraft, welches gewährleisten soll, dich als trans* Person in deiner Identität zu schützen. So liegt die Freiheit, anderen mitzuteilen, dass du trans* bist, bei dir. 

Deinen Namen und deinen Geschlechtseintrag musst du beim Amtsgericht über einen Antrag ändern lassen. Diese Änderung beinhaltet bislang noch ein psychologisches Gutachten, welches jedoch mit dem Transsexuellengesetz abgeschafft werden soll. 

Es gibt leider keine Vorschriften, ob deine Arbeitgeber:innen deinen Namen anpassen müssen, bevor die amtliche Namensänderung erfolgt ist.

  In allen Fällen gilt jedoch, dass du als Person steuerlich wie sozialversicherungsrechtlich identifizierbar bleibst, weshalb in allen betreffenden Dokumenten dein eingetragener Name verwendet werden sollte.  

Geschlechtsausdruck am Arbeitsplatz

Wie der eigene Geschlechtsausdruck gelebt wird, welche Merkmale zur eigenen Identität gehören, sind persönliche Entscheidungen – seien es Kleidung, Verhaltensweisen oder Kosmetik. Jede:r Arbeitgeber:in hat das Recht, über das Erscheinungsbild und das Verhalten am Arbeitsplatz seiner Mitarbeiter:innen, abhängig von Zuständigkeit, Arbeitsort und Funktion, mitzubestimmen. Jedoch nur, solange dies auch dem ordnungsgemäßen Geschäftsablauf dient. Dein:e Arbeitgeber:in sollte dir jedoch die Möglichkeit einräumen, dich in Übereinstimmung mit deiner Geschlechtsidentität kleiden zu können, solange du die Vorgaben zum äußeren Erscheinungsbild einhältst.  

Umgang mit Diskriminierung am Arbeitsplatz

Egal, welche Form von Diskriminierung du erfahren solltest, denke daran, dass du dies nie allein durchstehen musst. Dein:e Arbeitgeber:innen stehen in der Pflicht, dich als Arbeitnehmer:in zu schützen. Dies bedeutet, den gleichen Zugang zu allen Arbeits- und Weiterbildungsangeboten zu erhalten, einen gepflegten Umgang mit Kolleg:innen zu haben sowie frei von Belästigung zu sein. Jede Form von Diskriminierung sollte gemeldet werden. Sprich mit deinen Vorgesetzten, Betriebsrät:innen oder nimm dir einen Anwalt. Außerhalb deines Arbeitsplatzes gibt es spezielle Beratungsstellen, an die du dich wenden kannst.

In jedem Falle solltest du Diskriminierung aber nicht einfach hinnehmen. Auch wenn es den Personen nicht bewusst ist, dass ihr Verhalten verletzend war, mache sie darauf aufmerksam.

Mache dir immer bewusst, dass du keine Schuld daran trägst. Fühlst du dich ständig unwohl, nimm dir das Recht heraus zu gehen und kommuniziere am besten mit deinem Netzwerk oder Plattformen darüber, wie deine Erfahrungen bei deinem Unternehmen waren. 

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Du musst nicht normal sein – Warum wir uns Rollenerwartungen und Anpassung nicht beugen sollten


Für eine Frau ganz schön bossy – für einen Mann doch zu sensibel. Durch unsere Gesellschaft zieht sich ein patriarchales Diktat von Rollenerwartungen, denen wir unterliegen. Und das trifft auch – oder vielleicht besonders – auf den Arbeitsplatz zu. Es sind die Erwartungen daran, wie wir uns dem uns zugeschriebenen Geschlecht entsprechend zu verhalten haben, welche Kleidung akzeptiert und welches Benehmen toleriert wird. Queer sein bedeutet, sich diesen heteronormativen Erwartungen an Geschlecht(-sausdruck) zu entziehen. Und auch eigene Stereotypen und Biases abzulegen.

Ob im Alltag oder auf der Arbeit: Attributen und Eigenschaften, die als weiblich interpretiert werden, werden Schwäche zugeschrieben. Im Allgemeinen werden Männer als durchsetzungsfähig, unabhängig, selbstbewusst, wettbewerbsfähig, energisch, dominant und hart angesehen. Frauen hingegen als mitfühlend, sensibel, ausdrucksstark, unterstützend, liebevoll, freundlich und emotional.

Frauen, die den verbreiteten Rollenerwartungen entsprechen, werden vor diesem Hintergrund häufig als nicht „ausreichend qualifiziert“ und zu „soft“ für Führungspositionen angesehen. Die Wahrnehmung einer Person in Bezug auf ihr Geschlecht spiegelt diese Ungleichbehandlung wider. So werden etwa Frauen, die am Arbeitsplatz „direkt“ sind, als vermeintlich „dominant“ wahrgenommen. Männer gelten in derselben Situation als „durchsetzungsfähig“. 

Die Rollenerwartungen spiegeln das binäre System von männlich und weiblich und übersetzen es in unseren Alltag. Dabei spielt das System der Zweigeschlechtlichkeit nicht nur für cis, sondern auch für trans Personen eine prägende Rolle. Es gibt einen bewussten und unbewussten Druck, dem binären System zu entsprechen. Und das auch, wenn es für die jeweilige Person möglicherweise gar nicht passend ist. Eng damit verbunden ist die Frage danach, wie „weiblich“ oder wie „männlich“ man sein muss, um von anderen so wahrgenommen zu werden, wie man sich fühlt. Non-binäre Menschen lehnen die Zweiteilung in ausschließlich „männlich“ und ausschließlich „weiblich“ ab. Die Gesellschaft sieht sie als etwas Dazwischenliegendes – und zeigt damit ihre Überforderung und das Unvermögen, mit Geschlechtlichkeit und Geschlechtsausdrücken jenseits der erlernten Rollenbilder umzugehen. Tatsache ist jedoch: Egal, welches Geschlecht und welche Identität eine Person hat, niemand ist dazu verpflichtet, den Rollenerwartungen seines Gegenübers zu entsprechen. 

Anpassung hebt Stigmatisierung nicht auf 

Queere Personen und Mitglieder der LGBTIQ+ Community sind tagtäglich mit den binären Rollenerwartungen der Gesellschaft konfrontiert. Dabei sind es gerade sie, die diesen Erwartungen häufig nicht entsprechen. Dieser Bruch führt nicht allzu selten zu Konfrontationen, Spannungen und Diskriminierung. Er ist aber auch ein Katalysator für Veränderung. Es ist das Überschreiten der eigenen Grenzen und die Ablehnung, sich vorgeschriebenen Geschlechterrollen anzupassen, die so wichtig sind. Denn so werden klassische Rollen und Normen infrage gestellt und überwunden. 

Die Angst vor negativen Konsequenzen kann Personen daran hindern, sich öffentlich so zu zeigen, wie sie sind. Die Folge ist eine Tendenz der Anpassung und eine Einhaltung der „Grenze“. Es braucht Mut und tolle Allies im Rücken, den Schritt zu wagen und Geschlechterrollen zu widersprechen. Egal, ob es der Ausdruck der Identität durch Kleidung, das Tragen von Make-up oder das Brechen von binären Rollenerwartungen ist. 

Wir begegnen Feindseligkeit und Unverständnis häufig mit dem Versuch, Vorurteile abbauen zu wollen. „Ich bin normal, genau wie ihr.“ Durch diese „Zwangsnormalisierung“ und Anpassung wird das Queersein unterdrückt. Das Bild der nicht heterosexuellen Menschen und trans Personen wird in einen gesellschaftlichen Rahmen gepresst, den wir doch eigentlich sprengen möchten. LGBTIQ+ Personen sind selbstverständlicher Teil der Gesellschaft: Doch der Preis dafür, ein wertgeschätzter Teil dieser Gesellschaft zu sein, darf nicht durch die Anpassung und Übernahme von heteronormativen und patriarchalen Strukturen bezahlt werden. 

Egal, ob im privaten Umfeld oder am Arbeitsplatz: die eigene Ausdrucksweise und der Bruch von Rollenerwartungen sind wertvoll und ein Gewinn. Sei stolz darauf, wer du bist! Und unterstütze und ermutige andere darin, sich authentisch auszudrücken. Füreinander einzustehen und einander zu empowern, ist unsere größte Stärke!

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Warum Halloween das queere Weihnachten ist


Was macht Halloween so queer?

Halloween ist eine Zeit, in der Menschen zusammenkommen und sich auch in vermeintlich extremer Art ausdrücken können. Drag in allen Formen und Größen blüht auf, wenn sowohl professionelle als auch Amateur-Darsteller:innen ihre besten und gruseligsten Looks zeigen. „Gay Christmas“ hat sich gerade in den USA, Australien und Neuseeland außerhalb der PRIDE zu einem der größten LGBTIQ+ Events des Jahres entwickelt. Es ist eine Zeit, in der es allen erlaubt ist, sich auszutoben und zu sein, wie sie sein möchten. Und das, ohne dabei den gesellschaftlichen Druck der Geschlechternormen zu spüren. Man kann sich verkleiden, wie man will. Niemand zuckt mit der Wimper – egal, ob man weniger oder mehr trägt, gruselig oder seltsam aussehen will. Während dies für einige Menschen eine erste Erfahrung in der Erforschung ihrer queeren Identität durch Stil und Ausdruck sein mag, erleben andere queere Personen diese Art von “Halloween” täglich.

Wie aber wurde aus Halloween “Gay Christmas”? Laut Micheal Bronski, Professor für Frauen- und Geschlechterstudien an der Harvard Universität, wurde Halloween in den 1950er und 60er-Jahren zu einem sicheren Hafen für LGBTIQ+ Personen. Denn nicht nur gruselige oder schaurige Kostüme sind an Halloween üblich. Auch ikonische Figuren aus Film und Medien sind beliebte Inspirationen. Gerade für trans Personen bot sich so die Möglichkeit, sich zu zeigen, wie man sich fühlt. Und zwar ohne Stigmatisierung. „Cross-Dressing“, wie es damals genannt wurde, war in den Vereinigten Staaten illegal. An aber Halloween konnte man sich gefahrlos so kleiden, wie man wollte.

„Gay Christmas“ hat seine Wurzeln in der LGBTIQ+ Community von Philadelphia. Es war Tradition, dass sich die Travestiekünstler:innen verkleideten und von Bar zu Bar zogen, wobei die Zuschauer:innen zur Unterstützung mitmarschierten. 1969 wurde das Stonewall-Inn in Greenwich Village, New York, von der Polizei gewaltsam geräumt. Dabei kam es zu Unruhen, als sich die Besucher:innen gegen die Willkür und Gewalt wehrten. Sie waren ein Ausgangspunkt für den Kampf für queere Rechte, dem wir noch heute mit den Christopher Street Days und PRIDE Märschen gedenken. Nach den Aufständen rund ums Stonewall-Inn wurden Halloween-Paraden für queere Menschen immer häufiger.

Horror ist ein queeres Genre

Halloween kann ein Testlauf für queere Menschen sein – es ist oft eine Zeit, in der sie zum ersten Mal mit der Darstellung ihres Geschlechtsausdrucks oder mit Drag experimentieren. Denn es  ist ein Tag, an dem man gesellschaftlich akzeptiert, ein wenig verrückter und seltsamer sein kann. Besonders wenn es darum geht, sich selbst auszudrücken. Als eine Community, die seit jeher am Rande der Gesellschaft steht, suchen viele LGBTIQ+ Menschen in den unkonventionellen Figuren von Film und Fernsehen nach sich selbst.

Horror hat nicht nur eine riesige Fangemeinde in der LGBTIQ+ Community. Viele der größten Schöpfer:innen dieser Kunstform sind queer. Es gäbe wohl keinen Horror, wenn es nicht auch queere Menschen gäbe. Die Autorin von “Frankenstein”, Mary Shelly, war eine queere Frau, die mit LGBTIQ+ Ikonen wie Oscar Wilde und Lord Byron verkehrte.

Shelly schuf mit ihrem Meisterwerk das, was als Gothic Horror und Science Fiction bekannt ist. Wilde folgte bald darauf mit “Das Bildnis des Dorian Gray”. Ein weiterer Klassiker des Gothic Horror ist Bram Stokers “Dracula”. Während Stoker in seinem späteren Leben zu einem heftigen und öffentlichen Homophobiker wurde, zeigen seine Liebesbriefe an Walt Whitman einen Mann, der mit seinen Begierden kämpft.

Horror soll grenzüberschreitend sein, Tabus brechen und die Ängste und Befürchtungen der Zeit widerspiegeln. 

LGBTQ+ Horrorfans haben ein Faible für Monster und Gespenster, die sich am Rande der Gesellschaft herumtreiben. Wenn man in einer Welt aufwächst, in der die eigene Existenz als Bedrohung angesehen wird, ist es leicht, sich mit den Bösewichten zu identifizieren. Das „unverstandene Monster“ trifft den Kern queerer Erfahrungen. Frankensteins Monster wird für seine bloße Existenz verachtet und gefürchtet, was für junge Menschen, die  mit ihrer Sexualität ringen, nachvollziehbar ist. Es gibt hunderte von Gruselfilmen, die entweder explizit oder unterschwellig queer sind.

Feiert “Gay Christmas” das ganze Jahr

Die Sicherheit und das Selbstbewusstsein, dass viele Queers um Halloween verspüren, sollte nicht nur auf eine Zeit im Jahr beschränkt sein. Das Kostüm muss keines bleiben. Zeigt euch, wie ihr seid! Auch, wenn es einen Teil der Gesellschaft schocken sollte.

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Männlich, weiblich, divers – Die dritte Option aber kein drittes Geschlecht. Warum wir mehr über intergeschliche Personen sprechen sollten


In einer Welt, in der die überwältigende Mehrheit der Menschen und Regierungen nur zwei Geschlechter kennt und akzeptiert, wird die Existenz andersgeschlechtlicher Menschen und ihrer Körper kaum anerkannt. Stattdessen werden gesunde andersgeschlechtliche Körper als ein medizinisches Problem betrachtet, das durch chirurgische, hormonelle, andere medizinische und manchmal auch psychologische Maßnahmen behoben werden muss. Intergeschlechtliche Menschen sehen sich mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert, einschließlich der Verletzung ihrer körperlichen Unversehrtheit als Säuglinge, wenn Ärzte beschließen, sie zu „reparieren“. Seit 2021 ist diese Praxis in Deutschland durch das „Gesetz zum Schutz von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung“ verboten.

Was bedeutet Intergeschlechtlich?

Intersex ist ein Überbegriff, der sich auf Menschen bezieht, die mit Unterschieden in ihren Geschlechtsmerkmalen oder ihrer reproduktiven Anatomie geboren werden. Es

gibt es viele Möglichkeiten, intergeschlechtlich zu sein – tatsächlich gibt es mindestens

40 verschiedene anerkannte spezifische Varianten unter dem intergeschlechtlich-Schirm. Intergeschlechtlichkeit bezieht sich auf Unterschiede in den Genitalien, Hormonen, innere Anatomie oder Chromosomen, die das angenommenen binäre System männlichen/weiblichen Körper überschreiten. Während einige intergeschlechtliche Merkmale bei der Geburt bemerkt werden, erscheinen andere nicht oder werden erst später im Leben entdeckt.

„Divers“ ist kein drittes Geschlecht

Seit 2013 besteht die Möglichkeit, den Geschlechtseintrag in Geburtsurkunden und Personalausweis ganz wegzulassen, sofern das Geschlecht des Kindes nicht eindeutig ist. Jedoch sorgte dies auch innerhalb der inter*-Community zu dem Gefühl, inter* Personen hätten kein Geschlecht. Seit 2018 besteht in Deutschland die Möglichkeit, neben weiblich und männlich, sein Geschlecht rechtlich als divers zu benennen. Zu verdanken haben wir das Vanja, einer Inter* Person, durch dessen Klage am Bundesverfassungsgericht das Gesetz durchgebracht wurde. Mit dem noch nicht verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetz, soll dieser Eintrag sowie die Anpassung des Geschlechtseintrags auch für trans* Personen ermöglicht und erleichtert werden „Mit dem Selbstbestimmungsgesetz will die Bundesregierung das Leben für trans- und intergeschlechtliche Menschen verbessern und geschlechtliche Vielfalt anerkennen.“ (BMFSFJ) 

Doch weder der Eintrag divers noch Intersex bezeichnet ein drittes Geschlecht – auch wenn die Medien dies gerne postulieren. Es ist lediglich eine dritte Option der Eintragung, die es ermöglicht, sich rechtlich nicht dem binären System von männlich/ weiblich einzuordnen, auch wenn sich hier die Ausprägungen der Geschlechtsidentität auf einem weiten Spektrum befinden können. 

Warum steht das I in LGBTIQ+

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum das „I“ in LGBTIQ+ gehört. Auch wenn die LGBTQ+ und inter* Personen unterschiedliche Bedürfnisse und Erfahrungen haben, kämpfen sie gemeinsam für die Rechte von Personen, die nicht in die traditionellen binären Normen und Erwartungen in Bezug auf Geschlecht, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität passen. Ebenso kämpfen sie mit ähnlicher Form die Diskriminierung, die in Homophobie, Sexismus und Transfeindlichkeit wurzelt. 

Sowohl trans* Personen, wie intergeschlechtlich* Personen haben ein gemeinsames Interesse an Autonomie und die Verfügung über ihren eigenen Körper. 

Inter* Personen haben die gleiche Bandbreite an Identitäten wie nicht-intersexuelle Menschen. Viele sind heterosexuell und viele von uns sind es eben nicht. Einige identifizieren sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, andere eben nicht. Einige intersexuelle Menschen, die das ihnen bei der Geburt zugewiesene Geschlecht ablehnen, können sich als transsexuell oder geschlechtsspezifisch identifizieren, während andere sich als Korrektur eines Fehlers sehen, der von Ärzten ohne ihre Zustimmung gemacht wurde, als sie Kinder waren. Intersex wird oft fälschlicherweise mit Gender und nicht-binären Geschlechtsidentitäten in Verbindung gebracht. Jeder kann eine nicht-binäre Geschlechtsidentität haben, ob er nun intersexuell ist oder nicht.

Wie kann ich ein Ally für inter* Personen werden? 

Intersexuelle Menschen verdienen ein Arbeitsumfeld, das sie wirklich einbezieht und ihre Bedürfnisse in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden versteht. Die Arbeitgeber:innen sowie Mitarbeiter:innen sollten anerkennen, dass es bei Intersex um biologische Variationen geht und nicht gleichbedeutend mit schwul, lesbisch, bisexuell oder einer Geschlechtsidentität. Wie sich inter* Personen identifiziert, unterscheidet sich nach Person.

  • Ally fü intergeschlechtliche Menschen zu sein bedeutet, nicht davon auszugehen, dass alle Menschen die gleichen körperlichen Merkmale oder körperlichen Körpererfahrungen, wie eine Menstruation oder die Fähigkeit, schwanger zu werden aufgrund des vermuteten Geschlechts.
  • Handel, wenn du mit Aussagen konfrontiert wirst, die diskriminierend gegenüber inter* Personen sind.
  • Wenn du jemanden triffst, der intergeschlechtlich ist, gibt deinem Gegenüber den Raum, die Informationen zu teilen, die die Person teilen möchte. Fragen nicht nach ihrem Körper oder nach den Eingriffen, die sie durchgemacht hat. Respektiere die Privatsphäre und ihren Weg.
  • Sei ein Ally, indem du die Geschichten und Stimmen von Inter* Personen Geschichten verstärkst.
  • Höre darauf, was intergeschlechtlich Kollege:innen und intergeschlechtliche Menschen zu erzählen und wenn sie Bedürfnisse wie Erfahrungen teilen.
  • Es ist wichtig, direkt von inter* Menschen zu lernen. Aber es ist auch wichtig, sich nicht darauf zu verlassen, dass inter* Personen die ganze Aufklärung für dich übernehmen. Nimm dir. Zeit, um dich selbst weiterzubilden. 

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Mehr als nur charming: Im Interview mit Lars Tönsfeuerborn über einen offeneren Umgang mit mentaler Gesundheit

Proudr Superstars – Wir stellen im Proudr Magazin monatlich Menschen ganz persönlich vor, die ungewöhnliche Karrierewege eingeschlagen haben. Ihre Geschichten und Erfahrungen empowern und inspirieren unsere Leser:innen und machen greifbar, was (un-) möglich ist. Dieses Mal mit Podcaster und Gründer Tönsfeuerborn, über mentale Gesundheit.

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