Männlich, weiblich, divers – Die dritte Option aber kein drittes Geschlecht. Warum wir mehr über intergeschliche Personen sprechen sollten


In einer Welt, in der die überwältigende Mehrheit der Menschen und Regierungen nur zwei Geschlechter kennt und akzeptiert, wird die Existenz andersgeschlechtlicher Menschen und ihrer Körper kaum anerkannt. Stattdessen werden gesunde andersgeschlechtliche Körper als ein medizinisches Problem betrachtet, das durch chirurgische, hormonelle, andere medizinische und manchmal auch psychologische Maßnahmen behoben werden muss. Intergeschlechtliche Menschen sehen sich mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert, einschließlich der Verletzung ihrer körperlichen Unversehrtheit als Säuglinge, wenn Ärzte beschließen, sie zu „reparieren“. Seit 2021 ist diese Praxis in Deutschland durch das „Gesetz zum Schutz von Kindern mit Varianten der Geschlechtsentwicklung“ verboten.

Was bedeutet Intergeschlechtlich?

Intersex ist ein Überbegriff, der sich auf Menschen bezieht, die mit Unterschieden in ihren Geschlechtsmerkmalen oder ihrer reproduktiven Anatomie geboren werden. Es

gibt es viele Möglichkeiten, intergeschlechtlich zu sein – tatsächlich gibt es mindestens

40 verschiedene anerkannte spezifische Varianten unter dem intergeschlechtlich-Schirm. Intergeschlechtlichkeit bezieht sich auf Unterschiede in den Genitalien, Hormonen, innere Anatomie oder Chromosomen, die das angenommenen binäre System männlichen/weiblichen Körper überschreiten. Während einige intergeschlechtliche Merkmale bei der Geburt bemerkt werden, erscheinen andere nicht oder werden erst später im Leben entdeckt.

„Divers“ ist kein drittes Geschlecht

Seit 2013 besteht die Möglichkeit, den Geschlechtseintrag in Geburtsurkunden und Personalausweis ganz wegzulassen, sofern das Geschlecht des Kindes nicht eindeutig ist. Jedoch sorgte dies auch innerhalb der inter*-Community zu dem Gefühl, inter* Personen hätten kein Geschlecht. Seit 2018 besteht in Deutschland die Möglichkeit, neben weiblich und männlich, sein Geschlecht rechtlich als divers zu benennen. Zu verdanken haben wir das Vanja, einer Inter* Person, durch dessen Klage am Bundesverfassungsgericht das Gesetz durchgebracht wurde. Mit dem noch nicht verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetz, soll dieser Eintrag sowie die Anpassung des Geschlechtseintrags auch für trans* Personen ermöglicht und erleichtert werden „Mit dem Selbstbestimmungsgesetz will die Bundesregierung das Leben für trans- und intergeschlechtliche Menschen verbessern und geschlechtliche Vielfalt anerkennen.“ (BMFSFJ) 

Doch weder der Eintrag divers noch Intersex bezeichnet ein drittes Geschlecht – auch wenn die Medien dies gerne postulieren. Es ist lediglich eine dritte Option der Eintragung, die es ermöglicht, sich rechtlich nicht dem binären System von männlich/ weiblich einzuordnen, auch wenn sich hier die Ausprägungen der Geschlechtsidentität auf einem weiten Spektrum befinden können. 

Warum steht das I in LGBTIQ+

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum das „I“ in LGBTIQ+ gehört. Auch wenn die LGBTQ+ und inter* Personen unterschiedliche Bedürfnisse und Erfahrungen haben, kämpfen sie gemeinsam für die Rechte von Personen, die nicht in die traditionellen binären Normen und Erwartungen in Bezug auf Geschlecht, sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität passen. Ebenso kämpfen sie mit ähnlicher Form die Diskriminierung, die in Homophobie, Sexismus und Transfeindlichkeit wurzelt. 

Sowohl trans* Personen, wie intergeschlechtlich* Personen haben ein gemeinsames Interesse an Autonomie und die Verfügung über ihren eigenen Körper. 

Inter* Personen haben die gleiche Bandbreite an Identitäten wie nicht-intersexuelle Menschen. Viele sind heterosexuell und viele von uns sind es eben nicht. Einige identifizieren sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, andere eben nicht. Einige intersexuelle Menschen, die das ihnen bei der Geburt zugewiesene Geschlecht ablehnen, können sich als transsexuell oder geschlechtsspezifisch identifizieren, während andere sich als Korrektur eines Fehlers sehen, der von Ärzten ohne ihre Zustimmung gemacht wurde, als sie Kinder waren. Intersex wird oft fälschlicherweise mit Gender und nicht-binären Geschlechtsidentitäten in Verbindung gebracht. Jeder kann eine nicht-binäre Geschlechtsidentität haben, ob er nun intersexuell ist oder nicht.

Wie kann ich ein Ally für inter* Personen werden? 

Intersexuelle Menschen verdienen ein Arbeitsumfeld, das sie wirklich einbezieht und ihre Bedürfnisse in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden versteht. Die Arbeitgeber:innen sowie Mitarbeiter:innen sollten anerkennen, dass es bei Intersex um biologische Variationen geht und nicht gleichbedeutend mit schwul, lesbisch, bisexuell oder einer Geschlechtsidentität. Wie sich inter* Personen identifiziert, unterscheidet sich nach Person.

  • Ally fü intergeschlechtliche Menschen zu sein bedeutet, nicht davon auszugehen, dass alle Menschen die gleichen körperlichen Merkmale oder körperlichen Körpererfahrungen, wie eine Menstruation oder die Fähigkeit, schwanger zu werden aufgrund des vermuteten Geschlechts.
  • Handel, wenn du mit Aussagen konfrontiert wirst, die diskriminierend gegenüber inter* Personen sind.
  • Wenn du jemanden triffst, der intergeschlechtlich ist, gibt deinem Gegenüber den Raum, die Informationen zu teilen, die die Person teilen möchte. Fragen nicht nach ihrem Körper oder nach den Eingriffen, die sie durchgemacht hat. Respektiere die Privatsphäre und ihren Weg.
  • Sei ein Ally, indem du die Geschichten und Stimmen von Inter* Personen Geschichten verstärkst.
  • Höre darauf, was intergeschlechtlich Kollege:innen und intergeschlechtliche Menschen zu erzählen und wenn sie Bedürfnisse wie Erfahrungen teilen.
  • Es ist wichtig, direkt von inter* Menschen zu lernen. Aber es ist auch wichtig, sich nicht darauf zu verlassen, dass inter* Personen die ganze Aufklärung für dich übernehmen. Nimm dir. Zeit, um dich selbst weiterzubilden. 

Weitere Artikel


© 2023 Uhlala GmbH

Proudr ist ein Projekt der UHLALA Group. Seit 2009 unterstützen, fördern und verbinden wir LGBTIQ+ Menschen in ihren Karrieren und bringen sie mit Unternehmen und Organisationen zusammen, die ihre LGBTIQ+ Mitarbeitenden schätzen.

Mehr als nur charming: Im Interview mit Lars Tönsfeuerborn über einen offeneren Umgang mit mentaler Gesundheit

Proudr Superstars – Wir stellen im Proudr Magazin monatlich Menschen ganz persönlich vor, die ungewöhnliche Karrierewege eingeschlagen haben. Ihre Geschichten und Erfahrungen empowern und inspirieren unsere Leser:innen und machen greifbar, was (un-) möglich ist. Dieses Mal mit Podcaster und Gründer Tönsfeuerborn, über mentale Gesundheit.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner