LGBTIQ+ im Home-Office: Game-Changer oder Outing-Hindernis?
Während im Internet viele wertvolle Tipps kursieren, wie ihr euren Arbeitsplatz zuhause verbessern könnt, wollen wir hier die queere Seite des Home-Office beleuchten: Denn für LGBTIQ+ bietet die Remote Work ganz spezielle Herausforderungen, die ihre Situation sowohl verbessern als auch verschlechtern können.

An wenigen Orten liegen Freud und Leid so nahe beieinander wie im Home-Office. Für die einen eröffnet sich eine Quelle der Möglichkeiten und Inspirationen. Für die anderen verschmelzen Arbeit und Freizeit zu einem zähen Teig und sie sehen sich zurückgeworfen in die digitale Vereinsamung. Während im Internet viele wertvolle Tipps kursieren, wie ihr euren Arbeitsplatz zuhause verbessern könnt, wollen wir hier die queere Seite des Home-Office beleuchten: Denn für LGBTIQ+ bietet die Remote Work ganz spezielle Herausforderungen, die ihre Situation sowohl verbessern als auch verschlechtern können.

Pro: So queerfreundlich ist das Home-Office


Das Home-Office bietet LGBTIQ+ mehr Kontrolle über ihr soziales Umfeld. Zum Beispiel kann es für queere Menschen von Vorteil sein, in einer größeren Stadt zu leben und dort remote zu arbeiten, um nicht aus ihrer Community herausgerissen zu werden. Der TV-Sender CBNC präsentiert zum Beispiel den Fall von Fazal (32 Jahre), der in New York lebt und für ein IT-Unternehmen in Sacramento arbeitet. Für ihn war es ein persönlicher Game-Changer und Inklusions-Gewinn, nicht mehr zwischen seinem Arbeits- und Wohnort entscheiden zu müssen. 


Hierzu muss man anmerken, dass noch immer die Hälfte der LGBTIQ+ Vorbehalte, sich in ihrem professionellen Umfeld zu outen, da sie befürchten, von ihren Kolleg:innen anders behandelt zu werden oder Nachteile zu erleiden. Der Arbeitsplatz kann also mit den Erwartungen verbunden sein, sich in einer hetero-konformen Weise zu präsentieren, oder erweist sich schlimmer noch als Ort, wo gesellschaftliche Machtdynamiken unhinterfragt reproduzieren. Auch hier kann das Home-Office zu mehr Flexibilität verhelfen. Nikita hat zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass ihre Pronomen digital im Chat oder Videocall angeben konnte und sich nicht immer wieder neu in ihrem Unternehmen outen musste. Sie konnte damit auch die Neugierde ihres Teams über das Thema Gender Identity wecken.


Contra: Home-Office als Outing-Hindernis 


Das ist allerdings kein Freifahrtschein für Unternehmen, sich nun zurücklegen zu können und ihr gesamtes Diversity-Management auf das Home-Office abwälzen können. Denn eine weitere Studie kam zu dem Ergebnis, dass das Social Distancing während der Pandemie ein Outing-Hindernis darstellt. 67 Prozent der LGBTIQ+ teilten diese Ansicht. Denn es macht immer noch einen Unterschied, ob wir mit einer Person face-to-face oder über Zoom kommunizieren. Und diese physische Trennung führt eher dazu, dass soziale Beziehungen auf der Arbeit nicht weiter vertieft werden. Eine weitere Studie fand heraus, dass Feindlichkeiten und Mobbing gegenüber queeren Arbeitnehmenden während der Pandemie weiter angestiegen sind. 


Das heißt auch im Home-Office sind LGBTIQ+ auf die Unterstützung von Arbeitgebenden und Allys angewiesen. Vieles, was ein gutes Diversity-Management ausmacht, lässt sich sinnvoll in die digitale Welt übertragen. Zum Beispiel digitale Diversity-Schulungen oder Networking-Treffen für queere Mitarbeitende.  


Und hier findet ihr unsere Liste mit den besten Tipps, wie ihr euer Home-Office-Game verbessern könnt.

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