● Gendern berücksichtigt Frauen und die LGBT+ Community
● Gendern ist ein Ansatz gegen Diskriminierung
● Gendern ist Bestandteil eines ernstgemeinten Diversity-Managements
● Der Doppelpunkt ist eine zeitgemäße Form der genderneutralen Sprache
„Gendern” steht für die Verwendung einer geschlechterbewussten Sprache, die die Gleichstellung der Geschlechter zum Ausdruck bringen und die LGBT+ Community sichtbar machen will. Obwohl diese Art des Sprachgebrauchs nach wie vor auf Widerstände stößt, ist sie nunmehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Anne Will, Claus Kleber und der NDR tun es, ebenso die Städte Hannover, Flensburg und Lübeck und sogar die evangelische Kirche. Auch in zahlreichen Unternehmen setzt sich das Gendern langsam durch. Mittlerweile gibt es eine große Vielfalt in der Art und Weise, wie Menschen die Diversität der Geschlechter sprachlich hervorheben, zum Beispiel durch den Genderstern oder das Binnen-I. Seit dem Jahr 2015 kursiert eine neue Methode des Genderns, mit der mutmaßlich das Fusion Festival begonnen hat und die sich einer wachsenden Beliebtheit erfreut: der Doppelpunkt.
Warum überhaupt gendern?
Die größte Kritik an der geschlechtergerechten Sprache besteht aus dem Argument, dass sie die deutsche Sprache verunstalte oder gar unverständlich mache und auf unzulässige Weise politisiere. Allerdings ist Sprache nie völlig neutral. Sie ist eine Form des Handelns und ein Ausdruck von gesellschaftlicher Realität. Rein theoretisch sollte es keine Rolle spielen, wer spricht oder angesprochen wird. Fakt ist aber, dass die männliche Position gesellschaftlich überwiegt. Man könnte nun wieder auf die Gender Pay Gap verweisen oder auf die dramatische (und diskriminierende) Unterrepräsentation von weiblichen Speakern auf deutschen Konferenzen. Zahlreiche Studien bestätigen, wie sehr unsere Sprache unser Bewusstsein formt, dass das generische Maskulinum häufiger mit Männern assoziiert wird, während Frauen gedanklich ausgeschlossen werden, und dass die Verwendung von geschlechtsneutralen Pronomen dazu führt, dass die männlich dominierte Wahrnehmung abnimmt sowie eine größere Offenheit gegenüber LGBT+ artikuliert wird.
Gendern ist gute Business-Kommunikation
Gendern bedeutet nicht nur, an alle Substantive ein „innen” anzuhängen. Durch ein wenig Kreativität ist es möglich, den Gebrauch des Gendersterns oder Doppelpunktes ganz zu umgehen. Zu einer inklusiven Sprache zählt auch, eine Symmetrie herzustellen und Stereotype zu vermeiden. Daher gilt es, Sprachbilder wie die „Milchmädchenrechnung” oder den „Königsweg” zu vermeiden. Ebenso wie die rassistische Bezeichnung der „Mohrenstraße”. In dieser Hinsicht ist genderneutrale Sprache Teil einer sensiblen Kommunikation, da sie demonstriert, dass man in der Lage ist, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen und verschiedene Gruppen an Menschen nicht nur „mitzumeinen”, sondern aktiv anzusprechen und sprachlich zu repräsentieren. Inklusive Ansprachen in Bewerbungen, die über das vorgeschriebene „w/m/d” hinausgehen, vergrößern auch den Pool an Talenten. Angesichts des Fachkräftemangels und der demographischen Entwicklung ist das ein echtes Muss.
Für Unternehmen und Organisationen stellt ein fairer Sprachgebrauch Teil eines ernsthaft betriebenen Diversity-Managements dar. Sie setzen damit ein Zeichen gegen Diskriminierung und für Vielfalt. Sie schaffen außerdem ein offenes Arbeitsumfeld und etablieren eine Maßnahme, die die Unternehmenskultur ganzjährig positiv beeinflussen kann – nicht nur situativ zu bestimmten Pride-Veranstaltungen. Zahlreiche Studien bestätigen, dass sich ein umfassendes Diversity-Management auszahlt: Divers aufgestellte Teams arbeiten produktiver und innovativer und erzielen am Ende höhere Geschäftserfolge.
Darum ist der Doppelpunkt der neue Star
Mit dem Doppelpunkt ist nun eine noch junge Methode der geschlechtergerechten Sprache erschienen. Statt von den „Kollegen” oder „Kolleg*innen” sprechen wir nunmehr von den „Kolleg:innen”. Viele Gründe sprechen für die Verwendung des Doppelpunktes. Im Gegensatz zum Gender-Star oder dem Gendergap zieht dieser die Worte optisch nicht auseinander, diese bleiben schlank und lesbar. Er ist außerdem barrierefrei: Bei Screenreadern wird er im Wort nicht vorgelesen, sondern lediglich durch eine kurze Pause gekennzeichnet. Er leistet also einen kleinen Beitrag in Sachen Inklusion. Er ist außerdem weniger von hitzigen Diskussionen vorbelastet und bietet eine Möglichkeit, das Gendern neu auszuprobieren.
Wir finden: Der Doppelpunkt sieht einfach zeitgemäß aus und steht der geschlechtergerechten Sprache gut. Wir verwenden ihn, weil Gleichstellung und Diversity unsere Anliegen sind und wir rufen alle, die das auch so sehen auf, dazu auf, sich gerne anzuschließen.
Was ist eure Meinung dazu? Wie findet ihr den Doppelpunkt?
Dieser Artikel erschien zuerst am 27. Juli 2020 im UHLALA Blog.
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