Arbeiten als menstruierende Person – Warum wir darüber sprechen müssen

Menstruation ist nicht nur ein biologischer Prozess, sondern ein gesellschaftlich tief verankertes Tabu, das sich besonders in der Arbeitswelt bemerkbar macht. Das Schweigen über dieses Thema führt zu Ungerechtigkeiten, unzureichenden Maßnahmen und Missverständnissen, die die Lebensqualität vieler menstruierender Personen beeinträchtigen. Es ist 2024 – höchste Zeit, dieses Thema offener und vorurteilsfreier zu diskutieren.

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Menstruation als Business-Thema: Warum es dazugehört

Für viele Menschen ist die Vorstellung, dass Menstruation ein Business-Thema sein könnte, befremdlich. „Das gehört hier nicht hin!“, so der Konsens vieler, die Menstruation als zu privat oder unangemessen für die professionelle Welt empfinden. Aber die Realität sieht anders aus: Fast die Hälfte der Bevölkerung menstruiert – und das etwa 500 Mal im Leben, was insgesamt knapp sieben Jahre ausmacht. Sieben Jahre, in denen körperliche und psychische Beschwerden wie Krämpfe, Migräne und Stimmungsschwankungen den Arbeitsalltag beeinflussen.

Die Frage ist also nicht, ob Menstruation ein Business-Thema ist, sondern wie wir damit umgehen. Viele menstruierende Menschen müssen sich durch den Tag kämpfen, weil sie keine Rücksicht erfahren. Das ist nicht nur unfair, sondern auch schlicht unnötig. Unternehmen, die das erkennen, können nicht nur das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden verbessern


Warum sprechen wir nicht über Menstruation am Arbeitsplatz?

Die Gründe für das Schweigen sind vielfältig. Viele empfinden das Thema als „unangenehm“ oder „zu privat“. Das Problem dabei: Beschwerden verschwinden nicht, nur weil wir sie ignorieren. Wenn jemand acht Stunden im Büro sitzt, während starke Menstruationsbeschwerden anhalten, leidet nicht nur die betroffene Person – auch ihre Produktivität und das gesamte Arbeitsklima können negativ beeinflusst werden. Menstruationsbeschwerden sind keine Kleinigkeit. Sie beinhalten körperliche Symptome wie Krämpfe, Rückenschmerzen, Migräne und psychische Auswirkungen wie Reizbarkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche.


Zusätzlich können bestimmte gesundheitliche Bedingungen wie Endometriose, polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS) oder andere gynäkologische Erkrankungen die Menstruation erheblich erschweren. Endometriose, zum Beispiel, ist eine Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst, was zu extremen Schmerzen, starkem Blutverlust und weiteren gesundheitlichen Problemen führen kann. Diese Krankheiten können die Symptome der Menstruation verstärken und die Lebensqualität der betroffenen Personen erheblich beeinträchtigen.


Doch warum tun wir so, als sei das keine große Sache?

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Die Unsichtbarkeit von Menstruierenden in der Arbeitswelt

Es ist nicht nur ein Problem für cis Frauen – auch viele trans Männer und nicht-binäre Personen menstruieren. Trotzdem wird das Thema oft ausschließlich im Kontext von cis Frauen diskutiert, was viele marginalisierte Personengruppen unsichtbar macht. In vielen Fällen werden menstruierende Personen, die ihre Beschwerden ansprechen, als unprofessionell oder schwach wahrgenommen. Dieses Vorurteil führt dazu, dass wir den Mund halten, um nicht als weniger leistungsfähig zu gelten. Sie quälen sich durch den Arbeitstag, während Kolleg:innen oder Vorgesetzte möglicherweise Unverständnis zeigen, wenn die Leistung mal nicht den Erwartungen entspricht.

Queere Perspektiven auf Menstruation im Arbeitskontext

Menstruation betrifft eine Vielzahl von Menschen unterschiedlicher Geschlechteridentitäten, und genau diese Vielfalt sollte in Arbeitskontexten berücksichtigt werden. Das Tabu, das oft um die Menstruation existiert, resultiert aus jahrhundertealten patriarchalen Strukturen, die den weiblichen Körper und seine Prozesse als „schmutzig“ oder „unangenehm“ abgewertet haben. Diese Sichtweise setzt sich in der Gegenwart fort, wenn das Thema als unprofessionell oder irrelevant für den Arbeitsplatz angesehen wird.

Auch für queere Personen ist der Arbeitsalltag oft herausfordernd genug. Trans Männer und nicht-binäre Personen, die menstruieren, befinden sich in einer besonders schwierigen Position, da ihre Körpererfahrungen häufig missverstanden oder gänzlich ignoriert werden. Es ist daher notwendig, dass diese Perspektiven in der Diskussion um Menstruation am Arbeitsplatz aktiv einbezogen werden.

Menstruation und Leistungsdruck: Die Realität der Arbeitswelt

Die Verbindung von Menstruation und Leistung ist ein schwieriges Thema. Unternehmen und Vorgesetzte erwarten oft Höchstleistungen, ohne die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu berücksichtigen. Dies führt dazu, dass viele menstruierende Personen, die körperlich und emotional belastet sind, das Gefühl haben, den Anforderungen nicht gerecht zu werden.

Unprofessionell ist jedoch nicht das Ansprechen der Menstruationsbeschwerden, sondern das Ignorieren der Bedürfnisse von fast der Hälfte der Belegschaft. Unternehmen, die dieses Thema ernst nehmen, schaffen nicht nur eine inklusivere Arbeitsatmosphäre, sondern profitieren auch von zufriedeneren und produktiveren Mitarbeitenden.

Maßnahmen zur Unterstützung menstruierender Personen im Arbeitsalltag

Es gibt verschiedene Schritte, die Unternehmen ergreifen können, um menstruierende Mitarbeitende zu unterstützen und gleichzeitig das Arbeitsklima zu verbessern:

  1. Aufklärung und Sensibilisierung: Schulungen sind notwendig, um das Bewusstsein für die Auswirkungen der Menstruation auf den Arbeitsalltag zu schärfen. Dabei sollte auf inklusive Sprache geachtet werden – es menstruieren nicht nur Frauen.
  2. Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Optionen: Für menstruierende Personen kann es eine enorme Erleichterung sein, wenn sie ihre Arbeitszeit an ihre körperlichen Bedürfnisse anpassen können. Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, wenn die Beschwerden zu stark sind, sollten selbstverständlich sein.
  3. Ruheräume: Ein Rückzugsort, an dem sich menstruierende Personen bei starken Beschwerden kurz ausruhen können, würde den Stress deutlich reduzieren. Ruheräume sollten genauso selbstverständlich sein wie Pausenräume.
  4. Hygieneartikel bereitstellen: Kostenlose Menstruationsprodukte wie Tampons und Binden gehören in jede Bürotoilette. Das ist genauso wichtig wie Seife oder Toilettenpapier und signalisiert, dass das Unternehmen die Bedürfnisse seiner Mitarbeitenden ernst nimmt.
  5. Offene Gespräche fördern: Schluss mit dem Schamgefühl! Menstruation ist ein natürlicher Teil des Lebens, und wir sollten in der Lage sein, offen darüber zu sprechen, ohne dass jemand rot wird.
  6. Queere Perspektiven einbeziehen: Trans Männer und nicht-binäre Personen sollten in der Diskussion um Menstruation nicht vergessen werden. Ein inklusiver Arbeitsplatz bedeutet, dass alle Geschlechteridentitäten berücksichtigt werden.

Menstruation gehört in die Arbeitswelt

Menstruation ist kein Nischenthema. Sie gehört in die Arbeitswelt genauso wie jedes andere gesundheitliche Thema. Wenn wir diese Tabus nicht brechen, werden wir nie eine wirklich inklusive Arbeitswelt schaffen – und das sollte eigentlich unser Ziel sein. Unternehmen, die sich für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden einsetzen, schaffen nicht nur eine gerechtere Arbeitsatmosphäre, sondern profitieren langfristig auch von einer zufriedeneren und produktiveren Belegschaft.

Der erste Schritt? Schluss mit dem Schweigen – es ist Zeit, offen über Menstruation zu sprechen.




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