Homophobie ist keine Meinung! Broschüre zum Empowerment von LGBTIQ+
Wir möchten euch mit dieser Broschüre einige konkrete Handlungsoptionen aufzeigen, die ihr ergreifen könnt, wenn ihr aufgrund eurer sexuellen Orientierung, eures Geschlechts oder geschlechtlichen Identität Diskriminierung, Anfeindungen bis hin zu Gewalt erfahrt.

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Homo-, Bi-, Trans- und Interphobie gehören nach wie vor zum Alltag vieler LGBTIQ+. SAT 1 zeigt sie zur Primetime, Übergriffe auf LGBTIQ+ auf offener Straße geschehen täglich. Wir möchten euch mit dieser Broschüre einige konkrete Handlungsoptionen aufzeigen, die ihr ergreifen könnt, wenn ihr aufgrund eurer sexuellen Orientierung, eures Geschlechts oder geschlechtlichen Identität Diskriminierung, Anfeindungen bis hin zu Gewalt erfahrt. Neben situationsspezifischen Empfehlungen findet ihr hilfreiche Tipps und Hinweise zu euren Rechten sowie dazu, wie bzw. wo ihr euch Unterstützung holen könnt. Die Broschüre soll euch empowern und euch Wege aufzeigen, wie ihr euch gegen Diskriminierung schützen könnt.

Du bist wichtig!

Wegen deiner sexuellen Orientierung, deines Geschlechts oder Geschlechtsidentität diskriminiert zu werden, kann eine belastende und traumatisierende Erfahrungen sein. Deine Gesundheit und dein Wohlergehen stehen an erster Stelle. Nimm deine Gefühle ernst und sprich mit anderen darüber, wenn du dich bereit dazu fühlst. Denk daran: Du bist nicht alleine. Es gibt viele Menschen (Familie, Freunde, Allies), die dir helfen können und dir zur Seite stehen möchten. Spezielle Einrichtungen, die dir eine Stütze sein können, findest du unten in den Links.

1. Homophobie am Arbeitsplatz

LGBTIQ+ Menschen erleben noch immer diskriminierende Situationen im Berufsleben. Dazu zählen etwa unangenehme Witze oder unpassende Kommentare. Weiter können Beleidigungen, Ungleichbehandlungen oder sogar Erpressungen darunter fallen, um nur einige solcher Situationen zu nennen. Niemand darf euch diskriminieren und ihr könnt euch Unterstützung holen, wenn ihr euch danach fühlt. Wichtig ist: achtet auf euch und sprecht auch mit Kolleg:innen (oder Freunden, Familie) darüber, bei denen ihr euch sicher fühlt.

Aktiv werden!

  • Sprich am besten die Personalabteilung oder (falls vorhanden) die interne Beschwerdestelle an. 
  • In größeren Unternehmen gibt es Diversity-Manager:innen. Sie helfen dir sicherlich weiter. 
  • Habt ihr unternehmensinterne Netzwerke, wie beispielsweise ein LGBTIQ+ Netzwerk? Auch zu ihnen kannst du Kontakt aufnehmen! 
  • Lässt es sich unternehmensintern nicht lösen, gibt es viele (externe) LGBTIQ+ Beratungsstellen. Der Link unter #Beratungsstellen zeigt dir, welche Beratungsstelle in deiner Nähe ist.
  • Suchst du juristische Unterstützung? Auch dafür gibt es LGBTIQ+ Netzwerke, die du ebenfalls im Link #Rechtsberatung einsehen kannst (Beratung meist kostenlos).
  • Die Polizei hat für jedes Bundesland und in größeren Städten Ansprechpersonen, die sich hauptsächlich um LGBTIQ+ Anliegen kümmern. Die Liste befindet sich auf der verlinkten Seite der #Polizei ganz unten.

2. Homophobie im öffentlichen Raum

Im öffentlichen Raum kann es leider vorkommen, dass LGBTIQ+ Menschen durch fremde Täter:innen beleidigt, angegriffen, bedroht oder in anderer Form diskriminiert werden. Meist reicht es aus, dass man im Auge der Täter:innen „anders“ aussieht. Das kann große Ängste auslösen. Was aber kannst du tun? 

 

In der Not

  • Sprich andere Menschen gezielt an, um nicht alleine zu sein.
  • Selbstschutz ist wichtig! Versuch trotzdem auf Gegenbeschimpfungen oder Gegenangriffe zu verzichten.
  • Ruf im Notfall die Polizei (110).
  • Versuche, dir Merkmale (Aussehen, Kleidung, etc.) der/des Täter:in zu merken.
  • Notiere dir die Namen und Telefonnummern der Zeug:innen, wenn diese damit einverstanden sind .
  • Ein Gedächtnisprotokoll kann für eine eventuelle Anzeige hilfreich sein.
  • Bei Verletzungen: lass dich medizinisch behandeln und die Verletzungen attestieren (z.B. im Krankenhaus, beim Arzt/Ärztin deines Vertrauens).

 

Hasskriminalität

Gewaltdelikte gegenüber LGBTIQ+ Menschen werden als „Hasskriminalität“ bezeichnet, einem Feld der politisch motivierten Kriminalität. Wenn du dich entscheidest eine Anzeige zu erstatten, ist es wichtig, dass du deutlich machst, dass es sich um Hasskriminalität aufgrund von deiner Zugehörigkeit zur LGBTIQ+ Community handelt. Warum? Politisch motivierte Kriminalität wird an das Bundeskriminalamt und an das Landeskriminalamt überführt. Straftaten, die als politisch motivierte Kriminalität gewertet werden, sind schwerwiegender,, da das Bundesinnenministerium Hasskriminalität als Bedrohung der freiheitlich demokratischen Grundordnung ansieht. Es fließt dadurch anders in die Statistik ein. Übrigens: Du kannst auch bei Beleidigungen eine finanzielle Entschädigung erhalten, sobald du die getätigten Beleidigungen zur Anzeige bringst. Unter dem Link #Polizei kannst du LGBTIQ+ Ansprechpersonen der Polizei in deiner Nähe finden. 

 

Anzeige

Du selbst entscheidest ob und wann du zur Polizei gehst, um eine Anzeige zu erstatten. Gehe am besten in Begleitung von engen Freunden/Familie zur Polizei.

Was kann überhaupt angezeigt werden? Hier sind einige Beispiele, die als „Hasskriminalität“ gegenüber LGBTIQ+ Menschen bezeichnet werden:

  • Beleidigung (z.B. „Schwuchtel“, „Pussy“)
  • Körperverletzung (z.B. Schlagen, Anspucken)
  • Sachbeschädigung (z.B. Dellen am Auto, Beschädigungen am Handy)
  • Erpressung (z.B. „Ich werde dich outen, wenn du mir das Geld nicht gibst“)
  • Bedrohung (z.B. Morddrohungen, Gewaltandrohungen)
  • Verleumdung (z.B. Verbreitung von Falschinformationen über dich)
  • Sexuelle Nötigung (z.B. Sex gegen deinen Willen, auch: Stealthing [Kondom abziehen ohne deine Einwilligung])


3. Homophobie im Internet

Das Internet bietet vielen LGBTIQ+ Menschen die Möglichkeit, sich zu vernetzen, eine Community zu finden und sich auszutauschen. Social Media spielt mittlerweile eine wichtige Rolle in unserem Leben. In Foren und Chatrooms kann jede:r sich an der Unterhaltung beteiligen, auch ungefragt Inhalte kommentieren und die eigene Meinung äußern. Das Recht auf freie Meinungsäußerung endet allerdings bei Diskriminierung. Es gibt viele Möglichkeiten, sich gegen Gewalt, Hetze und Anfeindungen im Netz zu wehren. Dabei unterscheiden wir, ob du sofort handeln kannst oder ob auch der Weg zu einer Anzeige sinnvoll ist. Ebenso ist es wichtig, wie du dich selbst schützen kannst!

 

Sofort handeln

  • Blockieren: Beinahe alle Plattformen bieten die Möglichkeit, andere Nutzer:innen zu blockieren. So kannst du dich in dem Moment selbst einer Situation entziehen und dich selbst schützen.
  • Melden: Zumeist bieten Plattformen die Möglichkeit, andere Nutzer:innen oder Beiträge (Fotos, Videos, Kommentare, etc.) zu melden. Alle Plattformen haben Richtlinien, wonach diskriminierende Beiträge gelöscht werden können, Benutzer:innen komplett deaktiviert werden können und vieles mehr. 
  • Löschen: Wenn du das Gefühl hast, Menschen bewerten deine Beiträge auf diskriminierende Weise, dann ist es ratsam, solche Bewertungen, Kommentare, etc. zu löschen. Wir empfehlen, Screenshots von den Beiträgen und vom Profil zu machen, falls du sie bei einer Anzeige benötigst.

 

Volksverhetzung (§130 StGB)

Richtet sich virtuelle Gewalt (die auch real werden kann) auf eine ganze Gruppe von Menschen, wird dies Volksverhetzung genannt. Das können Hasskommentare/-posts, Beschimpfungen, Verleumdungen, Herabwürdigungen oder auch Aufrufe zur Gewalt gegen Menschengruppen sein, wie z.B. gegen LGBTIQ+ Menschen. Begegnet ihr solchen Aufrufen, meldet sie, wenn ihr könnt. Wenn ihr euch bereit dafür fühlt, könnt ihr eine Anzeige erstatten. Welche Schritte sind zu beachten? 

  • Erstellt Screenshots mit URL und Datum, in der die Kommentare, Posts, etc. erkenntlich sind.
  • Erstellt Screenshots vom Impressum oder URL des Profils.
  • Ihr könnt einen Strafantrag (Polizei/Staatsanwaltschaft) stellen.
  • Fordert die Plattformbetreiber:innen auf, die Inhalte zu löschen.

 

Verbreitung eigener Fotos

Die Vervielfältigung oder die öffentliche Zugänglichmachung der eigenen Fotos durch Dritte ist strafrechtlich verfolgbar. Deine eigenen Fotos dürfen nie ohne deine Zustimmung weiterverbreitet werden. Auch hier kannst du einen Strafantrag stellen. Ähnlich wie im Punkt “Volksverhetzung” ist es ratsam, alles zu dokumentieren und Screenshots zu machen, um Beweise zu haben.

 

Privacy 

Die Plattformen bieten unterschiedliche Privatsphäre-Einstellungen. Wie sehr deine Beiträge, Profile, etc. von der Außenwelt gesehen werden können, entscheidest du alleine. Deshalb ist es wichtig, sich die Privatsphäre-Einstellungen genauer anzugucken. Hilfreiche Tipps könnt ihr dem Link #Privacy entnehmen. Außerdem empfehlen wir dir, am besten immer unterschiedliche Passwörter für deine Profile zu nutzen.

4. Homophobie in der Familie und bei Freunden

Kommt es innerhalb der Familie zu homophoben Äußerungen, Handlungen, etc. möchte man das üblicherweise nicht juristisch klären, auch wenn es in manchen Fällen leider so passieren muss. Wichtiger ist es, in den Dialog zu kommen und sich auszutauschen. Dabei spielt das “Coming-Out” immer eine entscheidende Rolle für LGBTIQ+ Menschen. Manche machen es früh, manche später, manche gar nicht- es gibt keinen richtigen Zeitpunkt dafür. Manchmal passt es gut, manchmal eben nicht. Niemand sollte sich zu einem Coming-Out gezwungen fühlen, wenn die Angst vor Konsequenzen beispielsweise zu groß zu erscheinen mag. Natürlich sollte sich auch niemand wegen der sexuellen Orientierung, des Geschlechts oder der Geschlechtsidentität verstecken. Wir haben alle unterschiedliche Lebensgeschichten und es wäre unfair pauschal zu sagen: alle müssen sich outen. Was gibt es allerdings für „unjuristische“ Möglichkeiten, die LGBTIQ+ nutzen können?

 

LGBTIQ+ Beratung

Unter dem Link #Beratungsstellen könnt ihr euch LGBTIQ+ Beratungsstellen in eurer Nähe suchen. Ihr könnt euch dort beraten lassen, andere LGBTIQ+ Menschen kennenlernen, netzwerken und Freundschaften knüpfen. Die Berater:innen können auf individuelle Erfahrungen eingehen und euch zielgerichtet helfen. Gerade für jüngere Menschen können Beratungsstellen der erste Kontakt mit LGBTIQ+ Menschen sein – sie kennen sich auch aus mit Unterstützungsmöglichkeiten, wie etwa Wohn- oder Selbsthilfegruppen. 

Falls ihr psychologische Unterstützung benötigt, gibt es extra dafür eine Liste mit LGBTIQ+ freundlichen Psycholog:innen. Ihr findet den Link unter #Psycholog:innen 

 

Allies und Chosen Family

Allies sind Menschen, die sich mit Betroffenen solidarisieren und sie unterstützen. Für alle Minderheiten spielen sie eine wichtige Rolle, so auch für LGBTIQ+ Menschen. Manchmal können deine Allies oder die engsten Freunde, die dich so lieben, wie du bist, deine „Chosen Family“ sein. Sie können eine große Unterstützung sein. 

Links


Diese Broschüre wird jährlich aktualisiert. Falls du Anregungen, Ideen, Kritik, Wünsche, o.Ä. hast, melde dich gerne über unser Kontaktformular hier auf der Homepage bei uns.

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Proudr ist ein Projekt der UHLALA Group. Seit 2009 unterstützen, fördern und verbinden wir LGBTIQ+ Menschen in ihren Karrieren und bringen sie mit Unternehmen und Organisationen zusammen, die ihre LGBTIQ+ Mitarbeitenden schätzen.

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