Interview mit SAP dem Erstplatzierten des PRIDE Index
Am 10. November 2020 hat die UHLALA Group im zweiten Jahr den PRIDE Index 2020 veröffentlicht. Das Ranking zeigt auf, wie stark sich die DAX 30 Unternehmen für eine diverse Unternehmenskultur einsetzen, die offen gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Mitarbeitenden (Abk.: LGBT+) ist.

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Am 10. November 2020 hat die UHLALA Group im zweiten Jahr den PRIDE Index 2020 („DAX 30 LGBT+ Diversity Index“) eröffentlicht. Das Ranking zeigt auf, wie stark sich die DAX 30 Unternehmen für eine diverse Unternehmenskultur einsetzen, die offen gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Mitarbeitenden (Abk.: LGBT+) ist. Als Leitunternehmen der deutschen Wirtschaft geben die DAX 30 auch im Bereich ihres Diversity Managements eine Richtung vor, an der sich andere Unternehmen orientieren. Daher zeigt der PRIDE Index auf, wie stark diese sich für LGBT+ Diversity einsetzen und wo LGBT+ Mitarbeitende durch eine offene Unternehmenskultur wertgeschätzt werden.

UHLALA Group: Herr Lüngen, vielen Dank, dass Sie dieses Interview mit uns führen. Vor ca. einem Monat wurde GERMANY’s TOP 100 OUT EXECUTIVES Liste 2020 veröffentlicht, auf der Sie den 11. Platz belegten und somit als Vorbild für LGBT+ in der Berufswelt gelten - Herzlichen Glückwunsch! Nun wurde auch ihr Arbeitgeber ausgezeichnet: SAP hat zum zweiten Mal in Folge den 1. Platz beim DAX 30 LGBT+ Diversity Index belegt. Das ist zweifelsfrei eine starke Leistung. Kann SAP das Thema LGBT+ Diversity somit als gelungen abhaken?


Erik Lüngen: Herzlichen Dank. Diversität und Inklusion kann man nicht als Punkt auf einer To-do-Liste sehen und abarbeiten. D&I ist tief verwurzelt in der SAP Firmenkultur und unserem Selbstverständnis. LGBT+ Diversity ist hier ein sehr wichtiger Bestandteil für uns. Wir wollen, dass sich jede:r sicher und willkommen fühlen kann. Mitarbeiter:innen mit LGBT+ Hintergrund sehen sich da oft mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, z.B. wenn sie international arbeiten und mit Kund:innen, Partner:innen und Kolleg:innen rund um den Globus in Kontakt sind. Bei SAP können sie sich auf unseren Rückhalt verlassen. Gerade in Ländern, in denen die politische oder kulturelle Situation einen offenen Umgang mit dem Thema LGBT+ nicht zulässt.


Dies muss und wird auch so bleiben. Da sich die Welt kontinuierlich verändert, müssen wir dran bleiben, genau hinschauen und immer wieder nachjustieren. Diversität ist ein Fakt, der (zum Glück) nie weggeht und daher sind auch unsere damit verbundenen Aktivitäten zur kontinuierlichen Verbesserung des Status-Quo nie abgehakt.

UHLALA Group: Hatten Sie trotz des erweiterten Fragebogens mit einem derart guten Ergebnis gerechnet?

Erik Lüngen: Unser Anspruch ist sehr hoch und wir wollen die besten Rahmenbedingungen für alle unsere Mitarbeiter:innen schaffen. Ich denke, es gibt immer Möglichkeiten besser zu werden und eine objektive Spiegelung vieler Aspekte rund um LGBT+ mit einem professionellen Partner wie der UHLALA Group hilft hier ungemein. Das gute Ergebnis bestätigt uns, dass wir auf einem guten Weg sind. Das Audit für den Index bildet da tatsächlich nur einen Teil unserer Bemühungen zum Thema LGBT+ Inklusion ab. Klar ist aber auch: die Umsetzung von D&I Themen kann immer nur mit gemeinsamen Kräften gelingen. Wir sind froh, dass wir von der großen Mehrheit der Kolleg:innen unterstützt werden.


UHLALA Group: Wie macht sich ein gutes LGBT+ Diversity Management bei SAP bemerkbar?


Erik Lüngen: Bei SAP arbeitet unser HR Bereich in enger Abstimmung mit dem Mitarbeitendennetzwerk und der Geschäftsführung an der Optimierung der Rahmenbedingungen für LGBT+ Kolleg:innen. Es gibt Schulungen für Manager:innen und Mitarbeiter:innen, eine active und immer größere Community von „Straight Allies“ und eine Menge Angebote, die LGBT+ Kolleg:innen direkt adressieren. Das Mitarbeitendennetzwerk Pride@SAP wird zudem in seinem Tun und Handeln aktiv unterstützt und hat Repräsentant:innen in allen Vorstandsbereichen.

Bemerkbar macht sich das LGBT+ Diversity Management aber auch am Unternehmensergebnis. Nur wer sich sicher fühlt, bringt seine besten und kreativsten Ideen auf der Arbeit ein. Nachweislich sind die besonders erfolgreichen Unternehmen jene, die Diversität & Inklusion ernsthaft verfolgen und als Unternehmen mit den höchsten Bewertungen auf Glassdoor, wertvollste Marke Deutschlands und Europas und Platz 7 der wertvollsten Tech-Unternehmen der Welt zähle ich die SAP zu jenen besonders erfolgreichen.


UHLALA Group: Der Erfolg der letzten Jahre spricht für sich! Wie stehen die Zeiger jedoch nun im Corona Jahr: Was sind die besonderen Herausforderungen bzgl. des LGBT+ Diversity Managements 2020 gewesen und wie hat SAP darauf reagiert?


Erik Lüngen: Meines Erachtens müssen wir besonders auf die mentale Gesundheit der Kolleg:innen achten. Es hat sich zwar viel getan, aber leider hat nicht jede Kolleg:in in der LGBT+ Community belastbare familiäre Strukturen. Die Corona-Situation und aktuelle Regeln führen dazu, dass die Kolleg:innen zur Zeit ihre sozialen Beziehungen nur erschwert oder gar nicht pflegen können. Deswegen wurden die Aktivitäten unseres LGBT+ Mitarbeitendennetzwerks nicht komplett gestoppt, sondern fast gänzlich

virtualisiert, wie zum Beispiel das wöchentliche „Pride-Lunch“, ein monatliches Pride-Frühstück sowie Aktivitäten zum Pride Month, International Coming Out Day

und andere. Wir haben neue Möglichkeiten erkundet, wie wir trotz der Home-Office-Situation mit den Mitarbeitenden in Kontakt bleiben können. Wichtig ist es, auch mal abschalten zu können; man trifft sich in einer ungezwungen Runde vor dem Bildschirm und bespricht auch mal Themen, die nichts mit der Arbeit zu tun haben. Keine:r ist bei SAP alleine, das ändert sich auch trotz Corona nicht.


UHLALA Group: Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Das LGBT+ Diversity kann trotz Corona gelingen, wenn...


Erik Lüngen: …wir alle aufeinander aufpassen. Wir müssen uns die Zeit nehmen, bei einzelnen Kolleg:innen vertrauensvoll nachzufragen und zuzuhören. Nur im (virtuellen) direkten Kontakt haben wir die Chance herauszubekommen, ob eine Kolleg:in mit den aktuellen Realitäten Schwierigkeiten hat. Wir haben zum Beispiel Kolleg:innen, die jeden Tag zur Arbeit in die Geschäftsräume kommen, weil sie zu Hause nicht ordentlich arbeiten können. Da auf der anderen Seite sehr viele Kolleg:innen zu Hause arbeiten und wir uns alle an die Regeln in unseren Gebäuden halten, können wir individuell eine Menge möglich machen.


UHLALA Group: Welche Rolle spielt hierbei das LGBT+ Mitarbeitendennetzwerk?


Erik Lüngen: Unser Mitarbeitendennetzwerk Pride@SAP spielt gerade in diesen Zeiten eine sehr wichtige Rolle. Diese Netzwerke sind für Unternehmen eine Möglichkeit, um Schwierigkeiten für bestimmte Teile der Belegschaft sichtbar zu machen, wirken also wie ein Brennglas im Licht der momentanen Situation. SAP hat dies erkannt und fördert dies auf verschiedene Weise. Diese Erkenntnis spiegelt sich auch darin wider, dass Mitarbeitende, die sich einbringen, ihr Engagement offiziell mit ihrem Management besprechen und Zeit dafür einplanen können. Diese Infrastruktur und das Engagement vieler Kolleg:innen führt zu einem aktiven Austausch, gesundem Dialog und wichtiger Abwechslung in diesen schwierigen Zeiten. Wir bekommen immer wieder sehr positive Rückmeldungen von allen Seiten, dass Vorbilder der internen LGBT+ Community enorm wichtig sind, um ein Verständnis beim Thema LGBT+ voranzutreiben. Aus diesem Grund bin ich auch stolz zusammen Engagement offiziell mit ihrem Management besprechen und Zeit dafür einplanen können. Diese Infrastruktur und das Engagement vieler Kolleg:innen führt zu einem aktiven Austausch, gesundem Dialog und wichtiger Abwechslung in diesen schwierigen Zeiten. Wir bekommen immer wieder sehr positive Rückmeldungen von allen Seiten, dass Vorbilder der internen LGBT+ Community enorm wichtig sind, um ein Verständnis beim Thema LGBT+ voranzutreiben. Aus diesem Grund bin ich auch stolz zusammen mit meinen Kolleg:innen auf der diesjährigen OUT Executive Liste genannt zu werden.


UHLALA Group: Gibt es etwas, das Sie kürzlich bezüglich LGBT+ Diversity gelernt haben, das Sie gerne mit den Leser:innen teilen möchten?


Erik Lüngen: Irgendwie haben wir es immer gewusst, aber in den letzten Monaten habe ich vermehrt gesehen, wie wichtig „Straight Allies“ sind. Ich möchte jeden Einzelnen bitten, sein Verhalten zu reflektieren und sich wann immer möglich als „Straight Ally“ zum Thema LGBT+ Inklusion zu positionieren. Dabei hilft es eben schon, sich als heterosexuelle Person zu informieren, statt wegzusehen. Es hilft ungemein, wenn ich als schwuler Mann nicht immer selbst erklären muss, dass ich mich nicht „entschieden“ habe, schwul zu sein. Dabei sendet jeder „Straight Ally“ auch eine wichtige Message an die nächste Generation, vielleicht sogar an die eigenen Kinder: „Es ist gut, wie es ist und Du bist richtig, wie Du bist!“

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