Lesben raus: auf der nächsten STICKS & STONES dominieren die Frauen
Vor zehn Jahren, am 6. März 2010, fand die erste Ausgabe der STICKS & STONES, Europas größter LGBT+ Karrieremesse, statt. Mit nur acht Ausstellern und ein paar Dutzend Gästen fing alles an. Seitdem ist die Arbeitswelt in Deutschland diverser geworden. Auch der Diversity-Anspruch der STICKS & STONES ist größer geworden: Am 20. Juni 2020 werden die Vorträge ausschließlich von Frauen gehalten.

{{brizy_dc_image_alt entityId=

Vor zehn Jahren, am 6. März 2010, fand die erste Ausgabe der STICKS & STONES statt. Heute ist sie Europas größte Karrieremesse, die sich gezielt an Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (das englische Akronym hierfür ist: LGBT+) richtet. Mit nur acht Ständen und ein paar Dutzend Gästen ging die MILK, wie die Messe in ihren Anfängen hieß, an den Start. Der Initiator, Stuart B. Cameron, hatte die Idee zur Veranstaltung, da er sich für Unternehmen interessierte, in denen er als Homosexueller nicht benachteiligt werden würde. Don’t ask, don’t tell: Zum damaligen Zeitpunkt war das Thema sexuelle Vielfalt am Arbeitsplatz noch ein weit verbreitetes Tabu. Mit der Aussage: „Bei uns arbeiten leider keine Schwuchteln”, wurde Cameron von einer Firma mit 4.000 Beschäftigten abgewiesen.

 

Die STICKS & STONES hat sich als Rockstar unter den Karrieremessen etabliert. Statt einem vorgeschriebenen Dresscode heißt es „Come as you are.” Es gibt Musik vom DJ-Pult, einen Dancefloor und einen Chillout-Bereich. 2018 gab es eine Hüpfburg und seit 2019 können sich die Gäste tätowieren lassen. Die Erfolgsrezepte der STICKS & STONES sind auch von anderen Messen nicht unbeachtet geblieben, die mittlerweile ebenfalls mit Jutebeuteln, Tattoos und DJs aufwarten. Auch Prominente haben sich auf der Messe geäußert. Im Jahr 2019 hielt Gregor Gysi die Keynote-Rede. 2012 war Klaus Wowereit Schirmherr und Speaker auf der Messe. Ebenso haben Thomas Sattelberger, Clemens Schick, Diana Kinnert, Ralph Morgenstern und Felicia Mutterer Vorträge auf der Messe gehalten.

{{brizy_dc_image_alt imageSrc=

Bereits zur dritten Ausgabe im Jahr 2012 ist die Messe auf 72 ausstellende Unternehmen angewachsen. Zur zehnten Ausgabe im Mai 2019 im Berliner Funkhaus sind über einhundert Aussteller und 2.700 Gäste erschienen. Für die kommende Messe im Juni 2020 in der Verti Music Hall haben sich bereits 105 Aussteller angemeldet. Die Unternehmen und Organisationen kommen aus verschiedenen Branchen – Technologie, Recht, Consulting, Finanzen, Pharmazie, Einzelhandel, öffentlicher Dienst und einige mehr. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich für ihre LGBT+ Beschäftigten einsetzen. Denn LGBT+ Freundlichkeit ist das Kernkriterium der Messe.

 

Was tun gegen Pinkwashing? Wie gelangen Lesben in Führungspositionen? Ist es ratsam, sich beim Berufseinstieg zu outen? Seit ihren Anfängen bietet die STICKS & STONES eine Plattform, um über Karriere- und Diversity-relevante Themen zu diskutieren. Im Juni 2020 wollen wir ein Zeichen für mehr Sichtbarkeit von Frauen auf Bühnen und Diskussionspodien setzen. Denn noch immer werden Frauen auf Konferenzen stark benachteiligt.In den Jahren 2013 bis 2018 waren weltweit 70 Prozent der Speaker_innen auf Konferenzen und Events männlich. In Deutschland war die Kluft sogar noch größer: 84 Prozent der Vortragenden waren männlich, nur 16 Prozent weiblich. Obwohl der Missstand hinlänglich bekannt ist, setzen sich nur wenige Veranstaltungen für mehr Diversity ein.

 

Auch bei der STICKS & STONES fehlte oft die Vielfalt. Bei der ersten Ausgabe gab es unter vierzig Speakern keine einzige Frau. Auch was unser Publikum betrifft, ist die Bilanz schwankend. Im Sommer 2017 hatten wir noch 48 Prozent Besucherinnen, aber 2018 nur noch 30 Prozent. Fest steht: Gender Equality entsteht nicht einfach von selbst, sondern muss kontinuierlich neu errungen werden. Als Konsequenz stellen wir im Juni 2020 einmalig ein All-Female-Panel aus mehr als vierzig herausragenden Frauen (Lesben, Bi, Trans, Straight Ally) zusammen. „Lesben raus! Für mehr lesbische Sichtbarkeit”, lautet auch die Forderung der Journalistin Stephanie Kuhnen. Ab dem Jahr 2021 werden wir uns zu einem ausgewogenen Verhältnis in Form einer Quote verpflichten.

 

In den letzten zehn Jahren haben LGBT+ mehr Rechte erhalten. Seit 2017 können gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland heiraten und schwule Männer unter bestimmten Auflagen Blut spenden. Seit 2019 gibt es den diversen Geschlechtseintrag für Intergeschlechtliche. Trotzdem steht Deutschland im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich dar, befand eine Studie der Boston Consulting Group von 2019. Nur jedes dritte LGBT+ Talent in Deutschland outet sich am Arbeitsplatz. 42 Prozent der Beschäftigten lügen im Gespräch mit ihren Vorgesetzten über ihre sexuelle Orientierung. Von vielen wird das Outing nach wie vor als Karriererisiko betrachtet. In Ländern wie Großbritannien oder Kanada herrscht eine größere Offenheit am Arbeitsplatz.

 

„Damit ist unser Auftrag klar”, sagt Stuart B. Cameron, der Gründer der STICKS & STONES. „Wir setzen uns weiter mit unseren Projekten für ein wertschätzendes und respektvolles Umfeld in der Arbeitswelt ein und unterstützen Unternehmen dabei, diese Veränderung proaktiv mitzugestalten. Viele Arbeitgeber haben erkannt, dass eine offene Unternehmenskultur gegenüber LGBT+ ein wichtiger Faktor beim Wettbewerb um die besten Talente geworden ist. Wir bewerten den Erfolg der STICKS & STONES und das zunehmende öffentliche Bewusstsein für Diversity als eine positive Veränderung.”

 

Dieser Artikel erschien zuerst am 06.03.2020 im STICKS & STONES Blog.

Weitere Artikel

{{brizy_dc_image_alt entityId=
PRIDE Champion 2025: So treibt Bayer Diversity und Inclusion voran

Im Pride Champion Interview 2025 gibt Bayer Einblicke in das Engagement des Unternehmens für LGBTIQ+ Diversity und die Bedeutung der erneuten PRIDE Champion Zertifizierung. Das Team betont, wie wichtig ein inklusives Arbeitsumfeld ist, in dem jede Stimme gehört wird, und wie die Auszeichnung die Fortschritte und die Ernsthaftigkeit der Unternehmenskultur bestätigt. Besonders stolz ist Bayer darauf, junge Talente früh in Diversity-Themen einzubinden: Studierende und Auszubildende erhalten von Beginn an Einblicke in interne Netzwerke, nehmen an Allyship-Schulungen teil und sammeln praktische Erfahrungen bei Projekten wie der Organisation von CSD-Teilnahmen. Strukturelle Veränderungen werden durch intersektionales Arbeiten, enge Zusammenarbeit über Funktionsbereiche hinweg und ergebnisorientiertes Handeln vorangetrieben. Die LGBTIQ+ Netzwerke sind fest in Entscheidungsprozesse eingebunden und sorgen dafür, dass Perspektiven und Anliegen der Community direkt Gehör finden. Darüber hinaus bietet Bayer eine Vielzahl an Initiativen für queere Mitarbeitende, darunter Mentoring, Allyship- und Awareness-Schulungen, interne Vernetzung sowie flexible Möglichkeiten zur Namensänderung und einen bezahlten Volunteering-Tag zur Unterstützung der Community.
{{brizy_dc_image_alt entityId=
PRIDE Champion 2025: So treibt Hanseatic Bank Diversity und Inclusion voran

Im Pride Champion Interview 2025 gibt die Hanseatic Bank Einblicke in ihr Engagement für LGBTIQ+ Diversity und die Bedeutung der diesjährigen PRIDE Champion Zertifizierung. Chief Sustainability Officer Sandra Richstein betont, welche Strahlkraft das erstmals erreichte Gold-Siegel hat und wie das interne Netzwerk „Team VIELfalt*“ kontinuierlich daran arbeitet, Diversität im Unternehmen sichtbarer zu machen und nachhaltig zu verankern. Besonders wichtig ist der Hanseatic Bank, diskriminierende Mechanismen besser verständlich zu machen und Mitarbeitende aktiv zu sensibilisieren. Mit dem neuen Format „Diversity Fresco“ – einem interaktiven Workshop, der verschiedene Formen von Diskriminierung beleuchtet – stärkt das Unternehmen Wissen, Reflexion und Bewusstsein im Arbeitsalltag. Auch beim Thema Sichtbarkeit setzt die Bank klare Zeichen: Erstmals nahm sie an der Aktion „Hamburg zeigt Flagge“ während der Pride Week teil und zeigte mit Regenbogenflaggen am Jungfernstieg Haltung für eine offene, vielfältige Gesellschaft. Damit unterstreicht die Hanseatic Bank ihr Ziel, ein diskriminierungsfreies Umfeld zu schaffen, in dem gleiche Chancen für alle selbstverständlich sind – unabhängig von sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität.
{{brizy_dc_image_alt entityId=
PRIDE Champion 2025: So treibt BCG Platinion Diversity und Inclusion voran

Im Pride Champion Interview 2025 gibt BCG Platinion Einblicke in ihr langjähriges Engagement für LGBTIQ+ Diversity und die Bedeutung der erneuten Auszeichnung. Interviewpartner Matthias Burghardt beschreibt, wie die PRIDE Champion Zertifizierung den Einsatz des Unternehmens bestätigt und gleichzeitig Ansporn für weitere Schritte ist. Vielfalt verstehen sie als Grundlage für neue Perspektiven, Innovation und ein Arbeitsumfeld, in dem alle Menschen ihr Potenzial frei entfalten können.

Proudr ist ein Projekt der UHLALA Group. Seit 2009 unterstützen, fördern und verbinden wir LGBTIQ+ Menschen in ihren Karrieren und bringen sie mit Unternehmen und Organisationen zusammen, die ihre LGBTIQ+ Mitarbeitenden schätzen.

WordPress Cookie-Hinweis von Real Cookie Banner