Lukas Küchen ©Joyn (Alle Folgen von „G-A-Y: Mr Gay Germany“ sind kostenlos auf Joyn verfügbar.)
„Ich möchte die Vielfalt und die Einzigartigkeit jedes Einzelnen feiern und ein Zeichen für Toleranz und Akzeptanz setzen.“
Lukas, du bist nun MR GAY GERMANY und präsentierst für ein Jahr die schwule Community. Aber zum Titel gehört mehr als „schön“ zu sein. Was wolltest du mit der Teilnahme an der Show, auch für dich persönlich, erreichen?
Als MR GAY GERMANY und Repräsentant der queeren Community möchte ich mehr erreichen als nur äußerliche Schönheit zu präsentieren. Meine Teilnahme an der Show „G-A-Y: MR GAY GERMANY“ hatte mehrere persönliche Ziele, die ich erreichen möchte. Zunächst einmal möchte ich betonen, dass ich nicht nur für die schwule Community eintrete, sondern für die gesamte queere Community. Ich möchte die Vielfalt und die Einzigartigkeit jedes Einzelnen feiern und ein Zeichen für Toleranz und Akzeptanz setzen. Persönlich habe ich mir beim Start meiner Selbstständigkeit eine Liste mit Zielen erstellt, die sowohl monetäre als auch persönliche Ziele beinhalteten.
Eines der wichtigsten persönlichen Ziele auf dieser Liste war es, über Sexualität aufzuklären und Menschen zu ermutigen, zu ihrem queeren Leben zu stehen. Als MR GAY GERMANY möchte ich diese Mission weiterführen und durch meine Präsenz und meine Stimme als Vorbild dienen. Als Gewinner nach Punkten sehe ich mich nicht als den „Schönen“, sondern als jemanden, der der Community viel bieten kann. Ich möchte als Vorbild dienen und den Menschen zeigen, dass es möglich ist, offen und glücklich zu leben – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Identität. Ich möchte dazu beitragen, Vorurteile und Diskriminierung abzubauen und eine inklusive Gesellschaft zu fördern.
Insgesamt ist mein Ziel als MR GAY GERMANY, ein positives Zeichen für die queere Community zu setzen und anderen Mut zu machen, ihre einzigartige Persönlichkeit und Sexualität zu feiern und stolz zu sein.
Lukas Küchen ©Joyn (Alle Folgen von „G-A-Y: Mr Gay Germany“ sind kostenlos auf Joyn verfügbar.)
“ Ich möchte anderen helfen, sich selbst zu akzeptieren und sich in ihrer eigenen Haut wohlzufühlen, ohne sich dafür zu schämen.“
Du sprichst dich dafür aus, für andere schwule Männer und Queers ein Vorbild zu sein, vor allem auch, weil du selbst in einem konservativ-dörflichen Umfeld aufgewachsen bist. Kannst du dich an Situationen erinnern, in denen du dir eine:n Mentor:in oder ein Vorbild gewünscht hättest?
Absolut, ich spreche mich sehr dafür aus, ein Vorbild für andere schwule Männer und Queers zu sein. Das liegt vor allem daran, dass ich selbst in einem sehr konservativ dörflichen Umfeld aufgewachsen bin und weiß, wie schwierig es sein kann, sich als Teil der LGBTQIA+-Community zu outen und zu akzeptieren.
Ich erinnere mich absolut an Situationen, in denen ich mir einen Mentor oder ein Vorbild gewünscht hätte. Ich fühlte mich oft allein und unsicher in meinem queeren Leben, da ich nicht wusste, wie ich es gestalten sollte. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben anders verlaufen würde als das meiner heterosexuellen Freund:innen und Familie, und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich war sehr neugierig darauf, wie andere schwule Männer ihr Leben leben und wie sie es geschafft haben, trotz gesellschaftlicher Hürden glücklich zu sein. Ich wollte jemanden haben, der mir zeigt, wie man stolz und selbstbewusst als schwuler Mann leben kann, und der mich ermutigt, meine Sexualität zu akzeptieren und auszuleben.
Das Leben als Schwuler in einem konservativ-dörflichen Umfeld ist absolut anders als das Leben eines Heterosexuellen in dieser Umgebung. Während Heterosexuelle oft ihr Leben nach einem vordefinierten Muster ausrichten können, müssen Schwule oft eigene Wege gehen, um ihr Glück zu finden. Während heterosexuelle Paare öffentlich Zuneigung zeigen und ihre Liebe frei ausleben können, müssen Schwule oft ihre Liebe verstecken und ihre Zuneigung hinter verschlossenen Türen ausleben, um Diskriminierung oder sogar Gewalt zu vermeiden. Es gibt immer noch eine Menge Vorurteile gegenüber der LGBTQIA+- Community, die es schwierig machen, als Schwuler in einer konservativen Umgebung zu leben. Aber ich möchte zeigen, dass es absolut möglich ist, glücklich und erfolgreich zu sein, auch als Schwuler in einem solchen Umfeld.
Daher ist es mir absolut wichtig, jetzt als MR GAY GERMANY ein Vorbild für andere zu sein, besonders für diejenigen, die wie ich in einem konservativ-dörflichen Umfeld aufgewachsen sind. Ich möchte anderen zeigen, dass es absolut möglich ist, ein glückliches und erfülltes Leben als Teil der LGBTQIA+-Community zu führen und dass sie nicht allein sind. Ich möchte anderen helfen, sich selbst zu akzeptieren und sich in ihrer eigenen Haut wohlzufühlen, ohne sich dafür zu schämen.
Lukas Küchen ©Privat (Alle Folgen von „G-A-Y: Mr Gay Germany“ sind kostenlos auf Joyn verfügbar.)
„Meine Heimatstadt war für mich nicht immer ein einfacher Ort, um meine Sexualität auszuleben.“
Und was für einen Bezug hast du jetzt zu deiner Heimatstadt?
Ich habe einen recht guten Bezug zu meiner Heimatstadt. Dies liegt vor allem daran, dass ich mich aktiv für Aufklärung und Toleranz eingesetzt habe. Auf jedem Dorffest habe ich mich hingestellt und mit intoleranten Leuten Aufklärungsgespräche geführt. Ich habe mich nicht kleinkriegen lassen und habe heute fast keine Ängste mehr, meine Sexualität auszuleben.
Meine Heimatstadt war für mich nicht immer ein einfacher Ort, um meine Sexualität auszuleben. Doch ich habe mich entschieden, mich für die Sache einzusetzen und habe mich nicht zurückgezogen. Ich habe die Leute vor Ort aufgeklärt und ihnen gezeigt, dass ein queeres Leben genauso lebenswert ist wie ein heterosexuelles Leben. Ich habe mich auch mit anderen queeren Menschen vernetzt und bin dadurch selbstbewusster geworden.
Durch meinen Einsatz habe ich ein gutes Verhältnis zu meiner Heimatstadt aufgebaut, auch wenn es immer noch ein paar intolerante Idioten gibt. Ich bin stolz darauf, dass ich dazu beitragen konnte, die Mentalität der Menschen vor Ort zu verändern und Toleranz zu fördern.
Lukas Küchen ©Joyn_Marc Rehbeck (Alle Folgen von „G-A-Y: Mr Gay Germany“ sind kostenlos auf Joyn verfügbar.)
„Außerdem denken viele Menschen aufgrund meines athletischen Körpers, dass ich oberflächlich oder gar dumm bin, was natürlich vollkommen falsch ist“
Wie gehst du persönlich mit Diskriminierung um? Was hat sich daran verändert von deinem Coming Out bis heute?
Als queere Person ist es für mich leider nicht ungewöhnlich, Diskriminierungserfahrungen zu machen. Anfangs, nach meinem Coming-out, hat mich das oft sehr verletzt und ich habe mich machtlos gefühlt. Doch im Laufe der Zeit habe ich gelernt, mich dagegen zur Wehr zu setzen und für meine Rechte einzustehen. Das heißt nicht, dass ich nicht mehr verletzt werde oder dass es nicht schwierig ist, aber ich lasse mich nicht mehr so leicht unterkriegen. Auch habe ich ein größeres Netzwerk an Unterstützung und Solidarität aufgebaut, was mir in schwierigen Momenten hilft. Letztendlich ist es mir aber ein Anliegen, auf Diskriminierung aufmerksam zu machen und für eine inklusivere Gesellschaft einzutreten. Zurzeit erfahre ich von wenigen Menschen Missmut oder Hetze gegen mich als MR GAY GERMANY. Zwar sind es nur wenige Stimmen, aber dafür sind sie umso lauter und persönlicher. Dies betrifft mich sehr, weil ich die Absicht der Personen dahinter nicht verstehe, bzw. fast Mitleid mit den Menschen habe, dass sie den Drang haben, solche Hetze abzusenden.
Außerdem denken viele Menschen aufgrund meines athletischen Körpers, dass ich oberflächlich oder gar dumm bin, was natürlich vollkommen falsch ist. Es ist schade, dass viele Menschen immer noch in Klischees denken und uns in Schubladen stecken möchten. Trotzdem versuche ich, diese negativen Erfahrungen nicht an mich heranzulassen und mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren, wie beispielsweise das Feedback und die Unterstützung, die ich von vielen anderen Menschen erhalte. Ich bin mir auch bewusst, dass Diskriminierung leider immer noch ein großes Problem in unserer Gesellschaft ist und dass es wichtig ist, weiterhin dafür zu kämpfen, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, respektiert und akzeptiert werden.
„Auch in der Politik und Gesetzgebung sollte die Gleichstellung queerer Menschen absolut selbstverständlich sein.“
Du sagst, jetzt nach deinem Sieg als Mr. Gay Germany, geht es für dich erst richtig los. Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Absolut, meine Pläne für die Zukunft sind es, weiterhin als Botschafter für die queere Community zu arbeiten und die Sichtbarkeit und Akzeptanz queerer Menschen in der Gesellschaft zu erhöhen. Dabei ist es mir wichtig, nicht nur auf Diskriminierung aufmerksam zu machen, sondern auch positive Aspekte von queeren Lebensweisen zu zeigen und Vorurteile abzubauen. Über Details spreche ich vor Vertragsschließung nicht gerne. (lacht)
Wie sieht für dich eine ideale Zukunft für queere Menschen in 10 Jahren aus?
Für mich sieht sie so aus, dass queere Menschen in allen Bereichen der Gesellschaft absolut gleichberechtigt und akzeptiert sind, ohne dass ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität eine Rolle spielt. Es sollte absolut selbstverständlich sein, dass queere Menschen ihre Liebe und Sexualität ausleben können, ohne dafür diskriminiert zu werden. Auch in der Politik und Gesetzgebung sollte die Gleichstellung queerer Menschen absolut selbstverständlich sein.
Welche Tipps hast du an queere Personen, die gerade innerhalb der Karrierewelt unsicher mit ihrer Queerness sind, und was möchtest du ihnen mit auf den Weg geben?
Mein Tipp an die queere Community in der Karrierewelt wäre, absolut mutig zu sein und sich nicht von Vorurteilen und Diskriminierung abschrecken zu lassen. Es ist wichtig, absolut selbstbewusst und authentisch zu sein, um so eine positive Veränderung in der Gesellschaft zu bewirken. Gleichzeitig sollten queere Menschen sich nicht scheuen, um Hilfe und Unterstützung zu bitten, wenn sie sich diskriminiert fühlen. Es gibt absolut viele Organisationen und Communities, die sich für die Rechte queerer Menschen einsetzen und Unterstützung bieten.
Lukas Küchen ©Joyn (Alle Folgen von „G-A-Y: Mr Gay Germany“ sind kostenlos auf Joyn verfügbar.)
Du selbst möchtest ein Vorbild für LGBTQIA+-Personen sein. Was kannst du jungen und auch älteren Queers mitgeben, was du gerne schon früher gewusst hättest?
1. Suche dir ein Vorbild. Vorbilder helfen die Perspektiven und neue Erfahrungen zu sammeln und bereiten dich besser auf den weiteren Lebensweg vor, indem sie dein Selbstbewusstsein stärken und dir Hoffnung geben.
2. Sei du selbst: Egal wer du bist oder wen du liebst, sei stolz auf dich und sei authentisch. Es ist wichtig, dass du dich selbst akzeptierst und respektierst.
3. Finde Unterstützung: Suche nach positiven und unterstützenden Menschen in deinem Leben, wie Freund:innen, Familie oder eine lokale LGBTQIA+-Gruppe. Eine starke Unterstützung kann dir helfen, Herausforderungen zu bewältigen und ein positives Selbstbild aufzubauen.
4. Lerne und bilde dich weiter: Nimm dir Zeit, um dich über LGBTQIA+-Themen und Geschichte zu informieren, um deine eigene Identität besser zu verstehen und um Vorurteile
entgegenzuwirken. Du kannst lokal oder online nach Ressourcen suchen, um mehr Wissen und Unterstützung zu erhalten.
5. Vermeide Negativität: Es kann schwierig sein, in einer Welt zu leben, die nicht immer akzeptierend oder positiv gegenüber LGBTQIA+-Menschen ist. Versuche jedoch, negativen Kommentaren oder Handlungen aus dem Weg zu gehen, und umgebe dich mit positiven und unterstützenden Menschen.
6. Sei geduldig: Die Selbstakzeptanz und das Verständnis für deine Identität können Zeit und Arbeit erfordern. Sei also geduldig mit dir selbst und vertraue darauf, dass du mit der Zeit wachsen und dich weiterentwickeln wirst.
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